Innovationspreis

Innovation unterstützen.

Seit 2006 vergibt die ACR zusammen mit dem Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort den ACR Innovationspreis (früher Kooperationspreis). Dieser holt die besten in Zusammenarbeit mit ACR-Instituten entstandenen Innovationen vor den Vorhang, um zu zeigen, dass nicht nur große Unternehmen Motoren für Innovation sind, sondern auch KMU. Die eingereichten Projekte stellen sich einer Fachjury sowie einem Online-Voting, die bestbewerteten drei Projekte erhalten den begehrten Innovationspreis.

PreisträgerInnen des ACR-Innovationspreis 2018
  • Dauerhafte Schimmelentfernung
  • Frostschutz für Straßen
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Dauerhafte Schimmelentfernung

Die BMB Gebäudehygiene GmbH entwickelte eine Methode, Schimmel ein für alle Mal zu beseitigen ohne dafür Mauern oder Verputze abtragen oder in Desinfektionsmitteln tränken zu müssen. Zusammen mit dem OFI gelang es, den wissenschaftlichen Nachweis zu erbringen.

Am Anfang der Geschichte steht ein kleines Unternehmen aus dem niederösterreichischen Droß in der Nähe von Krems, das ein Verfahren zur Extraktion von Stoffen aus porösen Materialien entwickelt hat. Ein Mikroextraktionsverfahren, mit dem alle möglichen chemischen Verbindungen, darunter auch organisches Material wie Algen und Schimmel aus saugenden Materialien wie etwa Mauerwerk und Verputzen extrahiert werden können. „Wir können mit unserer Methode eigentlich alles extrahieren. Wir wussten daher anfangs nicht einmal, welcher Markt für unser Verfahren der richtige ist“, erinnert sich Gerhard Brandner, der Geschäftsführer.

a Forscherin begutachtet eine Probe
b Preisträger_innen des Kooperationspreises 2018 auf der Bühne

Ohne das Projekt mit dem OFI hätten wir zwar eine gute Idee, aber kein Produkt, das wir ausloben können.

Gerhard Brandner, Geschäftsführer der BMB Gebäudehygiene GmbH

Das war vor vier Jahren. Die BMB Gebäudehygiene GmbH entschied sich damals, auf die Beseitigung von Schimmel und Algen zu setzen. Heute hält das Unternehmen für sein Verfahren ein österreichisches, ein europäisches und bald auch ein US-Patent. Denkmal-, Gebäude- und Fassadenreiniger, Restaurateure und Malerbetriebe in Österreich, in ganz Europa und in den USA sind Lizenznehmer für das Produkt. Haushalte können kleine Gebinde über einen globalen Online-Vertriebspartner erwerben. Die Methode hat eine ganze Branche revolutioniert, denn auf einmal ist die Entfernung von Schimmel einfach und vor allem dauerhaft möglich – ohne dass dabei Bauwerke, Fassaden oder Verputze geschädigt werden. Möglich wurde dies durch die Zusammenarbeit mit dem OFI: Das Wiener Forschungsunternehmen optimierte das Verfahren und erbrachte den notwendigen Nachweis, dass die Methode funktioniert.

Die Beseitigung von Schimmel mit konventionellen Methoden ist in der Regel aufwändig: „Zuerst muss die Ursache der Schimmelbildung – etwa Luftfeuchtigkeit, Wasserschaden, Wärmebrücken usw. – beseitigt werden, dann wird das Mauerwerk saniert. Oft geschieht dies nur sehr oberflächlich, man trägt Verputze oder sogar das gesamte Mauerwerk ab – ohne dass damit das Problem gelöst wird, denn die Lebensadern des Schimmelpilzes bleiben erhalten. Daher kehrt Schimmel wieder zurück“, erklärt OFI-Expertin Gabriele Ettenberger die Leiterin des Projektteams. Nicht so bei dem Verfahren von BMB: „Dort dringt der Stoff tief in die nicht sichtbaren Kapillaren ein. In mehreren Schritten werden die Poren zuerst geöffnet, die Flüssigkeit dringt in alle Verwurzelungen ein und zerstört die Lebensadern des Schimmels.“

Dass diese Methode funktioniert, konnte das OFI durch hochspezialisierte Laboranalysen nachweisen. Das OFI zeigte, dass die Anwendung für Menschen unbedenklich ist und auch die Sporen aus der Luft durch anschließende Begasung dauerhaft entfernt werden.
Das Untersuchungsobjekt war in diesem Fall ein Wasserschaden durch Rohrbruch in einem kleinen Wiener Badezimmer – ideale Bedingungen für einen Schimmelpilz. „Es war wichtig, das geeignete ‚echte‘ Objekt zu haben, wo wir Schimmel und Sporen von der Wand und aus der Luft sammeln und die Entwicklung beobachten konnten“, so Ettenberger.

Das OFI erbrachte den Funktionsnachweis für das BMB-Verfahren und ermöglichte dem Unternehmen damit den Markteintritt. Geschäftsführer Gerhard Brandner: „Es ist die Schlüsselstudie für uns. Ohne die Studie hätten wir zwar eine gute Idee, aber kein Produkt, das wir ausloben können.“

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Polymer als Frostschutz für Straßen

Schnellere Bauzeit, niedrigere Kosten und weniger Belastung für die Umwelt: Die Adinotec GmbH hat eine innovative Frostsicherung für Straßen entwickelt. Zur Marktreife gebracht wurde „Perenium“ gemeinsam mit dem Forschungspartner Smart Minerals GmbH.

Wo im Straßenbau üblicherweise eine Tragschicht zum Beispiel aus Schotter eingesetzt wird, setzt die Innovation von Adinotec auf ein Polymer: Perenium. Dieser Zusatzstoff stabilisiert in Kombination mit Zement die Tragschichten und schützt sie vor Frostschäden. Adinotec bietet Perenium heute in trockener und flüssiger Form an; es gibt Tochterunternehmen in Indien, in Polen und in der Slowakei. Leicht war der Weg dahin nicht: „Es war viel Überzeugungsarbeit“, sagt der Geschäftsführer der Adinotec, Michael Salzmann. „Das geht nur mit einem in der Branche absolut anerkannten Forschungspartner.“

a Baufahrzeug trägt eine Zementschicht für eine Straße auf
b Baufahrzeug trägt eine Zementschicht für eine Straße auf

Anhand der Testergebnisse können wir belegen, dass wir ein hervorragendes Produkt haben, das das Vertrauen unserer Kunden verdient.

Michael Salzmann - Geschäftsführer der Adinotec GmbH

Michael Salzmann kann jetzt bereits daran denken, sein Unternehmen Adinotec zu vergrößern: Innerhalb von nur sechs Monaten ist es dem jungen Wiener Technologieunternehmen mit gerade einmal vier Mitarbeitern gelungen, seine Innovation erfolgreich zur CE-Zertifizierung zu führen. „Anhand der Testergebnisse können wir belegen, dass wir ein hervorragendes Produkt haben, das das Vertrauen unserer Kunden verdient“, sagt Michael Salzmann. Möglich wurde die außergewöhnliche Geschwindigkeit durch die Kooperation mit Smart Minerals, einem Forschungsunternehmen, das zur Vereinigung der österreichischen Zementindustrie (VÖZ) und der TU Wien gehört. „Wir hatten zwei Vorteile“, erläutert Projektleiter und Smart Minerals-Geschäftsführer Stefan Krispel: „Nummer eins: Wir hatten das volle Vertrauen unseres Auftraggebers. Wir haben uns auf das Ziel verständigt, aber der Weg dahin war uns überlassen. Das heißt, wir durften scheitern. Nummer zwei: Wir können mit der im Haus befindlichen Zertifizierungsstelle auch gleich die Zulassung eines Produktes abwickeln.“

Perenium stellt für die Baubranche eine ziemliche Revolution dar, weil auf Schottertragschichten zur Stabilisierung des Unterbaus verzichtet werden kann. Die Verbesserung des Frostschutzes entsteht durch den Zusatz des Polymers. „Perenium erhöht die Frostbeständigkeit ohne die Druckfestigkeit zu erhöhen“, erläutert Stefan Krispel. „Eine höhere Festigkeit könnte zu Reflexionsrissen führen, daher versucht man das zu vermeiden. Dass Perenium in Kombination mit Zement und einer Gesteinskörnung ausreicht, um die Frostbeständigkeit zu verbessern, hat uns selbst überrascht.“

Für die Umwelt scheint Perenium ein Gewinn zu sein: So können die vor Ort vorhandenen Materialien in der gegebenen Gesteinskörnung für die Tragschicht eingesetzt werden. So werden Baustellenfahrten, etwa für Baumaterial, reduziert. Die Bauzeit ist kürzer und damit sinken die Kosten. Michael Salzmann rechnet damit, dass Perenium in Zukunft vor allem bei der Sanierung von Straßen eine zunehmend wichtige Rolle spielen wird.

Dass die Baubranche Innovationen gegenüber skeptisch sei, glauben übrigens weder Salzmann noch Krispel: „Die Baubranche mag konservativ sein, aber sie muss auch Langlebigkeit und Sicherheit garantieren können“, so Stefan Krispel.

Forscherin begutachtet eine Probe

Dauerhafte Schimmelentfernung

Die BMB Gebäudehygiene GmbH entwickelte eine Methode, Schimmel ein für alle Mal zu beseitigen ohne dafür Mauern oder Verputze abtragen oder in Desinfektionsmitteln tränken zu müssen.

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Baufahrzeug trägt eine Zementschicht für eine Straße auf

Frostschutz für Straßen

Die Adinotec GmbH hat eine innovative Frostsicherung für Straßen entwickelt. Zur Marktreife gebracht wurde "Perenium" zusammen mit Smart Minerals GmbH.

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Alle Innovationspreise
der letzten Jahre im Überblick

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Brände schnell und sicher löschen

Drill-X ist eine Kombination aus einem Bohr- und einem Löschgerät, das die Energie mit einer speziellen Turbine aus der hydraulischen Kraft des Löschwassers gewinnt. Das IBS und SYNEX TECH GmbH haben damit eine neuartige Löschmethode etabliert, die besonders schnell und sicher ist.

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Wärmewende mit Mehrfachnutzen

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Nachhaltige Photovoltaik

Im Forschungsprojekt „PVRe² – Sustainable Photovoltaics“ haben das ACR-Institut OFI und KIOTO Photovoltaics GmbH gemeinsam mit sieben weiteren Forschungspartnern Methoden entwickelt, um Photovoltaik-Module effizienter zu recyceln und zu reparieren.

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2021

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Welche Wärmeleistung und welchen Ertrag eine Solaranlage im Realbetrieb tatsächlich erbringen wird, ließ sich bisher nicht zuverlässig voraussagen. Nun hat das ACR-Institut AEE INTEC zusammen mit SOLID Solar Energy Systems eine voll automatische digitale Methode entwickelt, mit der die echte Leistung von solarthermischen Großanlagen bestimmt werden kann.

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Stahlguss in 3D schont Ressourcen

Ein Federtopf für Schienenfahrzeuge in Leichtbauweise, gegossen in 3D-gedruckten Sandformen. ÖGI hat zusammen mit 18 Unternehmenspartnern den Innovationsprozess neu aufgestellt. Die Gussbauteile werden digital unterstützt so designt, dass sie bei gleichbleibender Sicherheit und Funktionalität weniger Material benötigen, leichter sind und daher weniger Energie verbrauchen.

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Elektronenmikroskopie für die Augenheilkunde

ZFE nutzt die Elektronenmikroskopie zur Charakterisierung von Laser-Schäden an künstlichen Linsen. Diese Schäden können bei der Behandlung des Nachstars auftreten. Die Analysen des ZFE sind ein möglicher erster Schritt zur Verbesserung des Materials von Intraokularlinsen.

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2020

Mit künstlicher Intelligenz Fake-Shops aufspüren

Dem ÖIAT ist es in einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit dem AIT gelungen, Fake Shops im Internet mittels künstlicher Intelligenz (KI) zu erkennen.

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2020

Neue Filtertechnologie für sicheres Reisen

Neues Filtersystem für Reisebusse scheidet scheidet gefährliche Keime wie Viren und Bakterien ab und schützt zusätzlich vor Feinstaub und schädlichen Gasen.

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2020

Materialmix für ökologische Deckenkonstruktionen

Große Spannweiten, ganz ohne Stahlbewehrung: Die neuen Deckenkonstruktionen von Holzforschung Austria und der Waldviertler Firma Willibald Longin verbinden Holz und Beton auf eine neuartige Weise.

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