Innovationspreis

Innovation unterstützen.

Seit 2006 vergibt die ACR zusammen mit dem Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort den ACR Innovationspreis (früher Kooperationspreis). Dieser holt die besten in Zusammenarbeit mit ACR-Instituten entstandenen Innovationen vor den Vorhang, um zu zeigen, dass nicht nur große Unternehmen Motoren für Innovation sind, sondern auch KMU. Die eingereichten Projekte stellen sich einer Fachjury sowie einem Online-Voting, die bestbewerteten drei Projekte erhalten den begehrten Innovationspreis.

PreisträgerInnen des ACR-Innovationspreis 2020
  • ÖIAT – Mit künstlicher Intelligenz Fake-Shops aufspüren
  • OFI – Neue Filtertechnologie für sicheres Reisen
  • HFA- Materialmix für ökologische Deckenkonstruktionen
Weniger information

Mit künstlicher Intelligenz Fake-Shops aufspüren

Dem ÖIAT ist es in einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit dem AIT gelungen, Fake Shops im Internet mittels künstlicher Intelligenz (KI) zu erkennen.

Prävention ist der Schlüssel, um Konsumentinnen und Konsumenten wirksam vor Betrug durch Fakeshops im Internet zu schützen und auch das Vertrauen in den seriösen Onlinehandel zu erhalten. Oft genug wird Betrug erst durch den entstandenen Schaden erkennbar – wenn etwa die gekaufte Ware nicht geliefert wird und sich herausstellt, dass es die gebuchte Reise gar nicht gibt. In diesem Sinne gilt es, den Fakeshops zuvorzukommen.

Für das Österreichische Institut für angewandte Telekommunikation – ÖIAT ist die automatisierte Detektion von Betrug im Internet ein bereits länger verfolgtes Anliegen, verspricht sie doch, schneller und präziser betrügerische Muster zu erkennen als ein Mensch dies vermag. KI-gestützte Detektion kann also die Arbeit der ExpertInnen unterstützen und teils automatisieren.

Wir nutzen die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz, um die bisher händische Überprüfung von Online-Shops zu automatisieren und Fake-Shops schneller aufzuspüren.

Louise Beltzung - Projektleiterin am ÖIAT
a ACR-Präsidentin übergibt Projektleiterin des ÖIAT den Innovationspreis, ein rotes Schild

Die Watchlist Internet des ÖIAT wurde 2013 gegründet und listet inzwischen über 7700 betrügerische Online-Shops. Die Eintragungen werden händisch geprüft und basieren auf Meldungen von Konsumenten und Konsumentinnen sowie Recherchen des ÖIAT. „Wir haben festgestellt, dass viele Fake-Shops sehr ähnlich sind“, berichtet Louise Beltzung, Projektleiterin am ÖIAT. „Wir dachten, das müsste automatisiert doch aufspürbar sein. Der Austausch mit den ForscherInnen des AIT führte zur ersten Idee für eine Reihe von Projekten, wo dies mit Machine Learning umgesetzt wurde.“

Eines dieser Projekte ist MAL2, das Ende 2020 das Fake-Shop Plugin veröffentlicht. Es ist eine Teilautomatisierung der Watchlist und kann andere Merkmale bei Fake-Shops als ein Mensch erkennen. MAL2 steht dabei für MAchine Learning detection of MALicious content.

Der Erfolg von MAL2 hängt unmittelbar mit der Qualität der Daten zusammen, auf denen die Modelle entwickelt werden. Eine künstliche Intelligenz ist nur so gut, wie die Daten, auf denen sie beruht. Die Watchlist Internet hat sich dabei als ein Segen im Sinne der Qualitätssicherung erwiesen. „Die Qualitätssicherung ist bei KI-Lösungen eine der größten Herausforderungen. Das betrifft die Datenbasis – das haben wir gelöst über die Nutzung der langjährigen Archivierung der Watchlist Internet von Fake-Shops sowie durch Implementierung eines ExpertInnen-basierten Detektionsprozesses. Die Black-Lists der KI enthalten nur durch ExpertInnen bestätigte Warnmeldungen zu Online-Betrug im E-Commerce. Die KI liefert sehr gute Ergebnisse, allerdings ist eine händische Stichprobenüberprüfung immer notwendig“, so Beltzung.

Die Forschung geht weiter

Die Detektionsraten von MAL2 im Trainingsdatensatz liegen derzeit bei 97 Prozent und halten in der Praxis stand. Eine Rate, die optimistisch macht und das ÖIAT dazu bewegt, den Weg der teilautomatisierten Detektion fortzusetzen. SINBAD heißt das Nachfolgeprojekt, bei dem die KI-Modelle noch weiter verbessert werden sollen und unter anderem versucht wird, durch proaktives Screening bereits bei den Domainreservierungen Muster zu erkennen.

Die Corona-Krise hat den Internetbetrug im Übrigen weder eingebremst noch ihm Auftrieb gegeben, wie Louise Beltzung berichtet. Die Aktivitäten wurden vielmehr verlagert. „Fake-Shops haben sich zum Beispiel auf Masken und Desinfektionsmittel spezialisiert. Während die Reise-Fakes abgenommen haben, sind Streaming-Fakes mehr geworden.“

Weniger information

Neue Filtertechnologie für sicheres Reisen

Neues Filtersystem für Reisebusse scheidet gefährliche Keime wie Viren und Bakterien ab und schützt zusätzlich vor Feinstaub und schädlichen Gasen.

Gemeinsam mit Hehle Reisen, einem Busunternehmen aus Lochau in Vorarlberg und weiteren Forschungspartnern, ist es dem OFI während der Monate des Lockdowns gelungen, eine Filtertechnologie für die Innenbelüftung von Bussen so weiterzuentwickeln, dass nicht nur Allergene, Keime und Sporen aus der Raumluft zurückgehalten werden, sondern auch Viren und Bakterien. Für die von den bestehenden Pandemie-Maßnahmen geschüttelte Reisebranche könnte dies der Rettungsanker sein. Dafür wurden das OFI und Hehle Reisen mit dem ACR-Innovationspreis ausgezeichnet.

a ACR-Präsidentin übergibt Preisträgerinnen den Innovationspreis, ein rotes Schild
b Bild eines Filtermediums, im Hintergrund Reisebusse

Die neue Filterlösung macht Reisen mit dem Bus sicherer für die Kunden und die Branche insgesamt wieder attraktiver.

Elke Bereuter-Hehle

Für das Vorarlberger Unternehmen Hehle Reisen brachte der Lockdown aufgrund der Covid-19-Pandemie Mitte März 2020 den Totalausfall: Alle Vorarbeiten für Busreisen der bevorstehenden Saison waren abgeschlossen, alle Investitionen getätigt. Nun fand die Saison nicht statt. Der gesamten Reisebranche in Österreich erging es ähnlich. Doch die Geschäftsführerin von Hehle Reisen, Elke Bereuter wollte nicht aufgeben und wandte sich an das OFI, das bereits auf umfassende Erfahrung bei der Entwicklung von Filtertechnologien aufbauen konnte. Bei dem gemeinsam mit dem ACR-Institut Zentrum für Elektronenmikroskopie in Graz (ZFE) durchgeführten Projekt „Aeropore“ hatte sich das OFI schon intensiv mit Rückhalte-Medien für biologische Partikel wie Allergene und Sporen auseinandergesetzt. Nun ging es darum, die Methodik auf Viren und Bakterien auszuweiten, um feststellen zu können, ob und in welchem Umfang ein Filtermedium tatsächlich Viren und Bakterien abscheidet.

Diese Methodenentwicklung bildete die Basis, um für Hehle Reisen ein neuartiges Hygienekonzept zu entwickeln, das auch die eingesetzte Filtertechnologie berücksichtigt. Mit dem vielfältigen Testangebot des OFI konnten unterschiedliche Materialien analysiert und die Filterlösung stetig weiterentwickelt werden, bis sie schließlich den Anforderungen entsprach. Um zu verhindern, dass virustragende Aerosole die Gesundheit von Reisegästen in Bussen gefährden, filtert das im Rahmen des Projektes entwickelte Filtermodul die Aerosole zunächst direkt aus der Umluft. In einem zweiten Schritt wird die kritische Viruslast durch eine antivirale Filtermedienschicht inaktiviert. Unter Einhaltung der Biozidprodukte-Verordnung der EU wird so eine Verteilung von Viren verhindert.

Forschung schafft Perspektive

Mittels angewandter Forschung ist es gelungen, eine Perspektive zu schaffen, wie Busreisenden künftig mehr Schutz vor Viren und Bakterien geboten werden kann. Vor dem Hintergrund des bestehenden Infektionsrisikos könnten die Erkenntnisse der Rettungsanker für die Reisebranche sein. Die Filtertechnologie ermöglicht es, die Viruskonzentration in Fahrzeugen deutlich zu reduzieren. Ein Einsatz der Filtertechnologie ist nicht nur in Reisebussen denkbar, auch in der Schienen- oder Luftfahrtindustrie könnte er Vorteile bringen.

OFI-Projektleiterin Gabriele Ettenberger hebt die wichtige Rolle hervor, die Forschungsinstitute für KMU auch abseits der konkreten Forschungsleistung haben: „Wir haben bei einem komplexen, wissenschaftlichen Thema auch als Übersetzer fungiert, das KMU wissenschaftlich begleitet und waren eine wichtige Schnittstelle zwischen dem KMU und den anderen Netzwerkpartnern.“

Weniger information

Materialmix für ökologische Deckenkonstruktionen

Große Spannweiten, ganz ohne Stahlbewehrung: Die neuen Deckenkonstruktionen von Holzforschung Austria und der Waldviertler Firma Willibald Longin verbinden Holz und Beton auf eine neuartige Weise.

Die HFA und die Zimmerei Willibald Longin aus Dobersberg kennen sich bereits seit vielen Jahren. Da sich die HFA schon zuvor mit der Thematik Holz-Beton-Verbund auseinandergesetzt hat und große Möglichkeiten für diesen Verbundwerkstoff aus zwei eigentlich konkurrierenden Baustoffen sieht, war es naheliegend, sich weiter damit zu beschäftigen und vor allem auch Ausführende einzubinden.

Longin wollte nun für seine gedübelte Brettstapeldecke einen Verbund der beiden Materialien, der ganz ohne Kleber und ganz ohne metallische Verbindungen auskommt. Und noch dazu sollten auch die akustischen Eigenschaften der Deckenkonstruktion verbessert werden, um sie in großen Räumen einsetzen zu können, die eine besonders gute Akustik brauchen, wie etwa Kindergärten oder Schulen. „Die Aufgabe, die es zu bewältigen galt, war keineswegs trivial: Für die Deckenkonstruktion aus Holz- und Betonverbund sollten keine Verklebungen und auch keine Stahlteile eingesetzt und doch große Spannweiten erreicht werden“, so Sylvia Polleres, die Holzwirtschafterin leitet den Bereich Holzhausbau bei der Holzforschung Austria und hat das Projekt betreut. „Wir haben dann in verschiedenen Kleinversuchen sowohl an der Geometrie als auch am Material – zum Beispiel an der Betongüte – gearbeitet“, sagt Polleres.

a ACR-Präsidentin übergibt Preisträgerin den Innovationspreis, ein rotes Schild
b Zwei Forscher_innen besprechen ein Prüfergebnis des Holz-Beton Verbundstückes

Wenn das Team stimmt, gelingen Innovationen.

Sylvia Polleres

Das Brettstapelsystem der Zimmerei Longin verbindet stehende Holzlamellen durch Buchendübel miteinander, sodass ohne Klebstoff eine hohe Steifigkeit und Biegetragfähigkeit zustande kommt. Was für das KMU noch fehlte, war die Möglichkeit wirklich große Spannweiten zu überbrücken, ohne erst wieder Stahlbewehrung oder Klebstoff einsetzen zu müssen. Diese erforderlichen großen Spannweiten brachten ihrerseits besondere Herausforderungen mit sich.

Ein Fazit des Projekts: Wenn das Team stimmt, gelingen Innovationen. Longin kann seine Deckenkonstruktion nun auch für Gebäude wie Schulen anbieten und erweitert damit potenziell seinen Kundenkreis. „Wir haben das alles ganz gut geschafft!“, resümiert Polleres. „Vor allem, weil das Team wunderbar zusammengearbeitet hat.“

ACR-Präsidentin übergibt Projektleiterin des ÖIAT den Innovationspreis, ein rotes Schild

ÖIAT – Mit künstlicher Intelligenz Fake-Shops aufspüren

Dem ÖIAT ist es in einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit dem AIT gelungen, Fake Shops im Internet mittels künstlicher Intelligenz (KI) zu erkennen.

Mehr lesen

ACR-Präsidentin übergibt Preisträgerinnen den Innovationspreis, ein rotes Schild

OFI – Neue Filtertechnologie für sicheres Reisen

Neues Filtersystem für Reisebusse scheidet scheidet gefährliche Keime wie Viren und Bakterien ab und schützt zusätzlich vor Feinstaub und schädlichen Gasen.

Mehr lesen

ACR-Präsidentin übergibt Preisträgerin den Innovationspreis, ein rotes Schild

HFA- Materialmix für ökologische Deckenkonstruktionen

Große Spannweiten, ganz ohne Stahlbewehrung: Die neuen Deckenkonstruktionen von Holzforschung Austria und der Waldviertler Firma Willibald Longin verbinden Holz und Beton auf eine neuartige Weise.

Mehr lesen

Die Siegerprojekte
der letzten Jahre im Überblick

2023

Smarte Holzbauteile

Mit einem innovativen Konzept zum Feuchtemonitoring hat das ACR-Institut Holzforschung Austria (HFA) in Kooperation mit der tagtron GmbH das Fundament für digitalisierte Holzbauteile gelegt. Die fortschrittliche Forschungs- und Entwicklungsarbeit wird nun mit dem ACR-Innovationspreis 2023 honoriert.

Zum Projekt
2023

Nachhaltige Magnesiumproduktion

Gemeinsam mit der RAUCH Furnace Technology GmbH hat das ACR-Institut ÖGI mit seinen Entwicklungen zur Optimierung der Schutzgasversorgung das Fundament für eine umweltverträglichere Magnesiumproduktion geschaffen und wird dafür mit dem ACR-Innovationspreis 2023 ausgezeichnet. 

Zum Projekt
2023

Heizen und Kühlen von morgen

Mit der Entwicklung eines ganzheitlichen Verfahrens zur thermisch-energetischen Gebäudesanierung konnten das ACR-Institut AEE INTEC und die TOWERN3000 Projekt- & Medienagentur GmbH ein starkes Zeichen im Sinn der Dekarbonisierung setzen. Dafür erhalten die Forschungspartner den ACR-Innovationspreis 2023.

Zum Projekt
2022

Brände schnell und sicher löschen

Drill-X ist eine Kombination aus einem Bohr- und einem Löschgerät, das die Energie mit einer speziellen Turbine aus der hydraulischen Kraft des Löschwassers gewinnt. Das IBS und SYNEX TECH GmbH haben damit eine neuartige Löschmethode etabliert, die besonders schnell und sicher ist.

Zum Projekt
2022

Wärmewende mit Mehrfachnutzen

AEE INTEC und ste.p-ZT GmbH haben mit Methodiqua ein Planungs- und Bewertungsinstrument für die Konstruktion von Abdeckungen für Großwasserwärmespeicher entwickelt. Der Fokus liegt auf multifunktionalen Abdeckungen, die nicht nur die Wärme bewahren, sondern nutzbar sind.

Zum Projekt
2022

Nachhaltige Photovoltaik

Im Forschungsprojekt „PVRe² – Sustainable Photovoltaics“ haben das ACR-Institut OFI und KIOTO Photovoltaics GmbH gemeinsam mit sieben weiteren Forschungspartnern Methoden entwickelt, um Photovoltaik-Module effizienter zu recyceln und zu reparieren.

Zum Projekt
2021

Leistung von Solaranlagen voraussagen

Welche Wärmeleistung und welchen Ertrag eine Solaranlage im Realbetrieb tatsächlich erbringen wird, ließ sich bisher nicht zuverlässig voraussagen. Nun hat das ACR-Institut AEE INTEC zusammen mit SOLID Solar Energy Systems eine voll automatische digitale Methode entwickelt, mit der die echte Leistung von solarthermischen Großanlagen bestimmt werden kann.

Zum Projekt
2021

Stahlguss in 3D schont Ressourcen

Ein Federtopf für Schienenfahrzeuge in Leichtbauweise, gegossen in 3D-gedruckten Sandformen. ÖGI hat zusammen mit 18 Unternehmenspartnern den Innovationsprozess neu aufgestellt. Die Gussbauteile werden digital unterstützt so designt, dass sie bei gleichbleibender Sicherheit und Funktionalität weniger Material benötigen, leichter sind und daher weniger Energie verbrauchen.

Zum Projekt
2021

Elektronenmikroskopie für die Augenheilkunde

ZFE nutzt die Elektronenmikroskopie zur Charakterisierung von Laser-Schäden an künstlichen Linsen. Diese Schäden können bei der Behandlung des Nachstars auftreten. Die Analysen des ZFE sind ein möglicher erster Schritt zur Verbesserung des Materials von Intraokularlinsen.

Zum Projekt