Innovationspreis

Innovation unterstützen.

Seit 2006 vergibt die ACR zusammen mit dem Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft die ACR Innovationspreise. Dieser holt die besten in Zusammenarbeit mit ACR-Instituten entstandenen Innovationen vor den Vorhang, um zu zeigen, dass nicht nur große Unternehmen Motoren für Innovation sind, sondern auch KMU. Die eingereichten Projekte stellen sich einer Fachjury sowie einem Online-Voting, die bestbewerteten drei Projekte erhalten den begehrten Innovationspreis.

PreisträgerInnen des ACR-Innovationspreis 2024
  • OFI – Sichere Menstruationsprodukte
  • VÖZ – Klimafitter Zement
  • OFI – Ressourceneffiziente Photovoltaik
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LEIFS: Standardisierte Sicherheit für Menstruationsprodukte

Am österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) wurde ein universell einsetzbares Methoden-Set zur Sicherheitsbewertung von Menstruationsprodukten entwickelt, das in eine entsprechende ISO-Norm einfließen wird. Für seine zukunftsträchtige Pionierarbeit erhält das Institut den ACR-Innovationspreis 2024.

Die Hälfte der Bevölkerung ist regelmäßig auf sie angewiesen, angemessene Sicherheitsbestimmungen lassen aber weiter auf sich warten. Während in der EU viele Bereiche bis ins kleinste Detail reglementiert sind, unterliegen Menstruationsprodukte wie Tampons und Binden nur sehr oberflächlichen Auflagen. Und das, obwohl hinlänglich bekannt ist, dass das Vaginalgewebe sehr durchlässig und damit besonders anfällig für toxische Chemikalien und Reizstoffe ist.

Aus dieser Sicherheitslücke heraus ist am Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) das Projekt „LEIFS (Let it flow safely)“ entstanden. Mit der Lebensmittelversuchsanstalt (LVA) und dem Industriewissenschaftlichen Institut (IWI) holte man noch zwei weitere ACR-Institute ins Boot, um gemeinsam ein klares Ziel zu verfolgen: Erstmals einheitliche Methoden zur Sicherheitsbewertung von Menstruationsartikeln zu schaffen und damit den Grundstein für eine internationale Standardisierung zu legen, wie es sie etwa für Medizinprodukte bereits gibt. Mögliche Gesundheitsrisiken, die von Menstruationsartikeln ausgehen, sind vielfältig und bisher kaum untersucht. So kann eine Belastung der Produkte mit Pestiziden, Schwermetallen oder toxischen Kohlenwasserstoffverbindungen keineswegs ausgeschlossen werden. Bei Mehrwegartikeln kommen durch die Reinigung, Lagerung und Wiederverwendung zusätzliche potenzielle Gefahrenquellen hinzu.

Forscherin bei der Arbeit im Labor
Menstruationsprodukte in einer Laborumgebung

Um Anforderungen an verschiedene Produktgruppen ganzheitlich abbilden und entsprechende Bewertungsparameter festlegen zu können, wurden relevante Stakeholder wie Hersteller, Behörden und Beratungsstellen von Anfang an in das Projekt einbezogen. Bei den anschließenden chemischen, mechanischen und biologischen Testungen stellte das Projektteam durch In-vitro-Versuche außerhalb lebender Organismen sicher, dass keine Tiere zu Schaden kommen. Ein Teil der Methoden konnte in Anlehnung an bestehende Normen, etwa für Medizinprodukte, entwickelt werden, wobei das überaus empfindliche Vaginalgewebe entsprechende Adaptionen erforderlich machte. Die entstandenen Teststrategien sind für verschiedene Anwendungsfälle adaptierbar.

„Je nach Produkt setze ich unterschiedliche Bausteine zusammen, um möglichst viele Risiken und Sicherheitsaspekte abzudecken.“

Elisabeth Mertl, Projektleiterin am OFI

Erstmalig steht Herstellern und Laboren nun ein universell anwendbares Methoden-Set zur Risikobewertung zur Verfügung, das für Menstruationsprodukte unabhängig von ihrer Verwendungsart und den enthaltenen Materialien eingesetzt werden kann. Davon profitieren nicht nur große Produzenten mit etablierten Produkten, sondern gerade auch innovative KMU. Elisabeth Mertl arbeitet gemeinsam mit anderen Expert*innen auf internationaler Ebene indes an einem Standard für Menstruationsartikel. Eine entsprechende ISO-Norm soll 2027 veröffentlicht werden. Mit dem Projekt „LEIFS“ rückt das OFI, Gewinner des ACR-Innovationspreis 2024, ein Thema ins Licht, das vielfach völlig zu Unrecht immer noch als Tabu abgetan wird und schließt eine relevante Sicherheitslücke, von der nicht weniger als die halbe Weltbevölkerung unmittelbar betroffen ist.

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Zement für die Zukunft

Mit der Entwicklung einer CO2-reduzierten Zementsorte und ihrer Anwendung beim Bau der Volksschule Adnet ist dem ACR-Institut VÖZ und der Salzburg Wohnbau GmbH ein entscheidender Schritt Richtung Nachhaltigkeit in einer sehr energieintensiven Branche gelungen. Für das richtungsweisende Forschungsprojekt „Neue Kompositzemente“ erhalten sie den ACR-Innovationspreis 2024.

Kaum eine Branche ist derzeit so gefordert, ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren, wie die Zementindustrie. Allein in Österreich werden jährlich rund vier Millionen Tonnen des Baustoffs hergestellt und in erheblichem Ausmaß CO2-Emissionen freigesetzt. Zumindest derzeit noch. Denn die Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ), Mitglied des ACR-Forschungsnetzwerks, hat den Handlungsbedarf bereits früh erkannt und 2022 eine Roadmap zur Erreichung der CO2-Neutralität bis zum Jahr 2050 veröffentlicht. Mit diesem klaren Ziel vor Augen ist das Projekt „Neue Kompositzemente“ entstanden, in dem zukunftsfähige Zement-Rezepturen erforscht und auf ihre Praxistauglichkeit getestet wurden. Der CEM II/C bedeutet einen echten Meilenstein für die gesamte Branche.

Hinter dem etwas sperrigen Namen „CEM II/C“ versteckt sich eine neue Zementsorte, die den CO2-Fußabdruck herkömmlicher Rezepturen um 25 % verringert, aber wie gewohnt verwendet werden kann. In zahlreichen Schritten haben die Forscher*innen gemeinsam mit Unternehmenspartnern die eingesetzten Komponenten optimiert. Vorrangiges Ziel des Projekts war die Reduktion des sogenannten „Klinkeranteils“, also der gebrannten Komponente im Zement, denn seine Herstellung verursacht den Großteil der CO2-Emissionen. Es ist allerdings auch der Klinker, der die Leistungsfähigkeit eines Zements bestimmt. Damit die Sorte „CEM II/C“ trotz des geringeren Klinkeranteils gleichwertig eingesetzt werden kann, wurden Anteil und Feinheit der Zumahlstoffe präzise abgestimmt. Indem dabei mitunter auch Betonfeinanteile zur Anwendung kommen, werden vorhandene Ressourcen bestmöglich genutzt.

Zwei Personen im Betonlabor bei der Untersuchung von Betonproben
Forscherin mit einer Betonprobe in der Hand

Doch mussten die Forscher*innen erst beweisen, dass die neue Sorte auch tatsächlich praxistauglich ist und so wurden beginnend bei der Zementcharakterisierung über Mörteluntersuchungen bis hin zur Bestimmung der Frisch- und Festbetoneigenschaften umfassende Analysen und Versuche durchgeführt. Ein entscheidender Erfolgsfaktor war dabei vor allem der industrieweite Schulterschluss. „Wir haben in der gesamten Branche gemeinsam an einem Strang gezogen.“, betont Cornelia Bauer, Projektleiterin bei der VÖZ. „So haben sich österreichweit alle Zementhersteller am Forschungsprojekt beteiligt und in ihren Werken großtechnische Mahlversuche durchgeführt.“ Die Volksschule in Adnet, errichtet von der Salzburg Wohnbau GmbH, war eines der ersten Demonstrationsgebäude. Anhand derartiger Pilot-Bauwerke konnten Cornelia Bauer und ihr Team in enger Zusammenarbeit mit planenden und ausführenden Unternehmen aus der Baupraxis schließlich zeigen, dass die neuen Zementrezepturen im Bauprozess mit herkömmlichen Sorten mithalten können.

„Wir haben in der gesamten Branche gemeinsam an einem Strang gezogen.“

Cornelia Bauer, Projektleiterin bei der VÖZ

Eine Anpassung der Anlagen ist zur Herstellung des „CEM II/C“ nicht unbedingt erforderlich, womit der CO2-reduzierte Zement hoch skalierbar und auch für KMU unmittelbar zugänglich ist. Sieben Unternehmen haben die innovative Zementsorte bereits auf den Markt gebracht und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis weitere Hersteller nachziehen. Mit dem Projekt „Neue Kompositzemente“ setzen die Gewinner des ACR-Innovationspreises 2024 einen kräftigen Hebel für den Klimaschutz in Bewegung, der die Marktposition der heimischen Zementindustrie langfristig stärken wird.

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PVReValue: Sonnenenergie ressourceneffizient nutzen

Im Projekt „PVReValue“ schaffen das Österreichische Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) und die Circulyzer GmbH gemeinsam mit einem großen Konsortium die Grundlage zur nahezu vollständigen Kreislaufführung alter PV-Module. Dafür erhalten sie den ACR-Innovationspreis 2024.

Photovoltaik-Anlagen sind gekommen, um zu bleiben und werden im Zuge der Energiewende weiter an Bedeutung gewinnen. Bereits 2022 überschritt die weltweit installierte Leistung die 1000-GW-Marke und auch in Österreich hat sich der Wert von 2020 bis 2023 auf 7,8 GW nahezu vervierfacht. Zunehmend dringlich wird damit auch die Frage, wie mit PV-Modulen umgegangen wird, die das Ende ihres Lebenszyklus erreichen. In der Regel sind die Module etwa 20 bis 30 Jahre im Einsatz, relevante Abfallströme befinden sich derzeit also noch auf sehr geringem Niveau. In den nächsten Jahren werden diese aber beträchtlich ansteigen und müssen entsprechend behandelt werden. Eine bevorstehende Mammutaufgabe, die das Projektkonsortium von „PVReValue“ frühzeitig erkannt hat. Das Österreichische Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) und die Circulyzer GmbH untersuchen daher gemeinsam mit weiteren Forschungs- und Unternehmenspartnern, wie eine möglichst ganzheitliche Kreislaufführung von PV-Modulen gelingen kann.

„Wir möchten 95% der Materialien recyceln können“, erklärt Anika Gassner, Projektleiterin am OFI, das ambitionierte Ziel. Die wohl größte Hürde auf dem Weg dorthin liegt in der Vielzahl an Materialien, die in einem PV-Modul verbaut sind, und an der erheblichen Vielfalt der am Markt erhältlichen PV-Module. Umso wichtiger ist in einem ersten Schritt daher die Analyse der enthaltenen Materialien. Einen besonderen Fokus legen die Forscher*innen dabei auf Kunststoffe, die immerhin 8 bis 10% der Module ausmachen. Denn während mit der Wiederverwendung von Glas und Aluminiumrahmen die gesetzlich vorgeschriebenen Recyclingquote von 85% erreicht werden kann, gibt es im Bereich der wertvollen Metalle und der sogenannten Polymere noch deutlichen Aufholbedarf.

„Wir möchten 95% der Materialien recyceln können.“

Anika Gassner, Projektleiterin am OFI

Im Schichtaufbau betrachtet, besteht jedes PV-Modul aus drei verschiedenen Fraktionen: der hochqualitativen Solarglasscheibe, den Solarzellen mit metallischen Leiterbahnen (meist aus Silber und Kupfer), die in ein polymeres Einkapslungsmaterial eingebettet sind, und der mehrlagigen, polymeren Rückseitenfolie. Um die wertvollen Materialien verwerten zu können, trennen die Forscher*innen die komplexen Materialverbunde durch mechanische und thermische Verfahren erst einmal in ihre Bestandteile auf. Das ermöglicht es in Folge, die entstehenden Fraktionen zu charakterisieren und für eine weitere Verwertung aufzubereiten.

Indem das Projekt „PVReValue“ die wissenschaftlichen und technischen Grundlagen zur Kreislaufführung von PV-Modulen schafft, trägt es dazu bei, eine grüne und damit zukunftsweisende Energietechnologie durch effiziente Ressourcennutzung noch nachhaltiger zu machen. Mit einer Recyclingquote von 95% können die Gewinner des ACR-Innovationspreis 2024 neue Maßstäbe in ihrer Branche setzen und heimischen Erzeugern von PV-Modulen neuen Auftrieb verleihen.

Forscherin bei der Arbeit im Labor

OFI – Sichere Menstruationsprodukte

Am österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) wurde ein universell einsetzbares Methoden-Set zur Sicherheitsbewertung von Menstruationsprodukten entwickelt, das in eine entsprechende ISO-Norm einfließen wird. Für seine zukunftsträchtige Pionierarbeit erhält das Institut den ACR-Innovationspreis 2024.

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Forscherin im Labormantel bei Laboruntersuchungen mit Beton

VÖZ – Klimafitter Zement

Mit der Entwicklung einer CO2-reduzierten Zementsorte und ihrer Anwendung beim Bau der Volksschule Adnet ist dem ACR-Institut VÖZ und der Salzburg Wohnbau GmbH ein entscheidender Schritt Richtung Nachhaltigkeit in einer sehr energieintensiven Branche gelungen. Für das richtungsweisende Forschungsprojekt „Neue Kompositzemente“ erhalten sie den ACR-Innovationspreis 2024.

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OFI – Ressourceneffiziente Photovoltaik

Im Projekt „PVReValue“ schaffen das Österreichische Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) und die Circulyzer GmbH gemeinsam mit einem großen Konsortium die Grundlage zur nahezu vollständigen Kreislaufführung alter PV-Module. Dafür erhalten sie den ACR-Innovationspreis 2024.

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Die Siegerprojekte
der letzten Jahre im Überblick

2023

Smarte Holzbauteile

Mit einem innovativen Konzept zum Feuchtemonitoring hat das ACR-Institut Holzforschung Austria (HFA) in Kooperation mit der tagtron GmbH das Fundament für digitalisierte Holzbauteile gelegt. Die fortschrittliche Forschungs- und Entwicklungsarbeit wird nun mit dem ACR-Innovationspreis 2023 honoriert.

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2023

Nachhaltige Magnesiumproduktion

Gemeinsam mit der RAUCH Furnace Technology GmbH hat das ACR-Institut ÖGI mit seinen Entwicklungen zur Optimierung der Schutzgasversorgung das Fundament für eine umweltverträglichere Magnesiumproduktion geschaffen und wird dafür mit dem ACR-Innovationspreis 2023 ausgezeichnet. 

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2023

Heizen und Kühlen von morgen

Mit der Entwicklung eines ganzheitlichen Verfahrens zur thermisch-energetischen Gebäudesanierung konnten das ACR-Institut AEE INTEC und die TOWERN3000 Projekt- & Medienagentur GmbH ein starkes Zeichen im Sinn der Dekarbonisierung setzen. Dafür erhalten die Forschungspartner den ACR-Innovationspreis 2023.

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2022

Brände schnell und sicher löschen

Drill-X ist eine Kombination aus einem Bohr- und einem Löschgerät, das die Energie mit einer speziellen Turbine aus der hydraulischen Kraft des Löschwassers gewinnt. Das IBS und SYNEX TECH GmbH haben damit eine neuartige Löschmethode etabliert, die besonders schnell und sicher ist.

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2022

Wärmewende mit Mehrfachnutzen

AEE INTEC und ste.p-ZT GmbH haben mit Methodiqua ein Planungs- und Bewertungsinstrument für die Konstruktion von Abdeckungen für Großwasserwärmespeicher entwickelt. Der Fokus liegt auf multifunktionalen Abdeckungen, die nicht nur die Wärme bewahren, sondern nutzbar sind.

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2022

Nachhaltige Photovoltaik

Im Forschungsprojekt „PVRe² – Sustainable Photovoltaics“ haben das ACR-Institut OFI und KIOTO Photovoltaics GmbH gemeinsam mit sieben weiteren Forschungspartnern Methoden entwickelt, um Photovoltaik-Module effizienter zu recyceln und zu reparieren.

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2021

Leistung von Solaranlagen voraussagen

Welche Wärmeleistung und welchen Ertrag eine Solaranlage im Realbetrieb tatsächlich erbringen wird, ließ sich bisher nicht zuverlässig voraussagen. Nun hat das ACR-Institut AEE INTEC zusammen mit SOLID Solar Energy Systems eine voll automatische digitale Methode entwickelt, mit der die echte Leistung von solarthermischen Großanlagen bestimmt werden kann.

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2021

Stahlguss in 3D schont Ressourcen

Ein Federtopf für Schienenfahrzeuge in Leichtbauweise, gegossen in 3D-gedruckten Sandformen. ÖGI hat zusammen mit 18 Unternehmenspartnern den Innovationsprozess neu aufgestellt. Die Gussbauteile werden digital unterstützt so designt, dass sie bei gleichbleibender Sicherheit und Funktionalität weniger Material benötigen, leichter sind und daher weniger Energie verbrauchen.

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2021

Elektronenmikroskopie für die Augenheilkunde

ZFE nutzt die Elektronenmikroskopie zur Charakterisierung von Laser-Schäden an künstlichen Linsen. Diese Schäden können bei der Behandlung des Nachstars auftreten. Die Analysen des ZFE sind ein möglicher erster Schritt zur Verbesserung des Materials von Intraokularlinsen.

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