Kaum eine Branche ist derzeit so gefordert, ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren, wie die Zementindustrie. Allein in Österreich werden jährlich rund vier Millionen Tonnen des Baustoffs hergestellt und in erheblichem Ausmaß CO2-Emissionen freigesetzt. Zumindest derzeit noch. Denn die Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ), Mitglied des ACR-Forschungsnetzwerks, hat den Handlungsbedarf bereits früh erkannt und 2022 eine Roadmap zur Erreichung der CO2-Neutralität bis zum Jahr 2050 veröffentlicht. Mit diesem klaren Ziel vor Augen ist das Projekt „Neue Kompositzemente“ entstanden, in dem zukunftsfähige Zement-Rezepturen erforscht und auf ihre Praxistauglichkeit getestet wurden. Der CEM II/C bedeutet einen echten Meilenstein für die gesamte Branche.
Hinter dem etwas sperrigen Namen „CEM II/C“ versteckt sich eine neue Zementsorte, die den CO2-Fußabdruck herkömmlicher Rezepturen um 25 % verringert, aber wie gewohnt verwendet werden kann. In zahlreichen Schritten haben die Forscher*innen gemeinsam mit Unternehmenspartnern die eingesetzten Komponenten optimiert. Vorrangiges Ziel des Projekts war die Reduktion des sogenannten „Klinkeranteils“, also der gebrannten Komponente im Zement, denn seine Herstellung verursacht den Großteil der CO2-Emissionen. Es ist allerdings auch der Klinker, der die Leistungsfähigkeit eines Zements bestimmt. Damit die Sorte „CEM II/C“ trotz des geringeren Klinkeranteils gleichwertig eingesetzt werden kann, wurden Anteil und Feinheit der Zumahlstoffe präzise abgestimmt. Indem dabei mitunter auch Betonfeinanteile zur Anwendung kommen, werden vorhandene Ressourcen bestmöglich genutzt.