Woman Award

Leistung sichtbar machen.

Der Woman Award wird seit 2010 an eine Forscherin aus dem ACR-Netzwerk im naturwissenschaftlich-technischen Bereich verliehen und macht ihre individuelle Leistung sichtbar. Die Auszeichnung schafft zudem Bewusstsein für weibliche Karrierewege in der Forschung und motiviert im besten Fall junge Frauen und Mädchen dazu, eine Karriere in Naturwissenschaft und Technik zu beginnen.

„Mit Herausforderungen mitwachsen“

Die Physikerin Evelin Fisslthaler ist seit 2009 am ZFE tätig und Spezialistin für Nanoanalytik. Für ihre Führungsrolle bei dem Projekt „Quantitative Analyse innerer Grenzflächen“ wurde sie 2017 mit dem ACR Woman Award ausgezeichnet.

Die Strukturen, mit denen Evelin Fisslthaler sich beschäftigt, sind winzig. Evelin Fisslthaler ist Physikerin und ihr Spezialgebiet ist die Nanoanalytik. In dem Projekt, das sie leitete und für das sie mit dem ACR Woman Award ausgezeichnet wurde, geht es um Grenzflächen in elektronischen Bauteilen, um jene Stellen, wo verschiedene Materialien bzw. unterschiedliche chemische Elemente aufeinandertreffen.

Das Projekt „Quantitative Analyse von inneren Grenzflächen“ wurde von fünf Unternehmen aus der Halbleiterbranche gemeinsam mit dem ZFE entwickelt, die verschiedene Fragestellungen in Bezug auf die Eigenschaften der Grenzflächen zwischen den verschiedenen Elementen in einem elektronischen Bauteil hatten. Untersuchen lässt sich das nur mittels Transmissionselektronenmikroskopie (TEM), einer mikroskopischen Technik, die es ermöglicht, gewissermaßen „durch“ Atomlagen hindurch zu sehen und damit eine hochauflösende Analyse von Nanostrukturen erlaubt.

a Portraitfoto Evelin Fissltaler
b Evelin Fisslthaler mit Team

Wir können nun exakt bestimmen, welche Mengen von welchem Material an welchen Stellen im Bauteil auftreten.

Evelin Fisslthaler

Der Effekt ist gewünscht

Ein Thema von Evelin Fisslthaler in dem Projekt waren unter anderem so genannte Dotierstoffe. Das sind chemische Elemente, die in der Herstellung von Wafern oder Computerchips gezielt eingesetzt werden, um die Eigenschaften der Halbleiterkristalle, zum Beispiel von Silizium, zu verändern. Fisslthaler hat sich unter anderem näher mit der Anlagerung von Stickstoffatomen beschäftigt, die zum Beispiel als Passivierungsschicht in die Grenzschicht eines Bauteils eingebracht werden. Der Effekt ist gewünscht, allerdings war vor Fisslthalers Arbeiten nicht klar, ob er tatsächlich auf Stickstoff zurückzuführen ist und wo sich Stickstoff in welchen Mengen ansammelt. Lokalisation und Menge sind entscheidend für die Eigenschaften eines Bauteils.

Evelin Fisslthaler gelang es in dem Projekt, an dem insgesamt sechs MitarbeiterInnen beteiligt waren, die methodische Expertise des ZFE hinsichtlich der quantitativen Analyse mittels Transmissionselektronenmikroskopie zu erweitern. „Wir können nun exakt bestimmen, welche Mengen von welchem Material an welchen Stellen im Bauteil auftreten“, sagt Fisslthaler. „Das war herausfordernd, aber Herausforderungen sind wichtig, damit man mit ihnen mitwachsen kann.“

Neugier und Entdeckergeist

Evelin Fisslthaler ist in vielfacher Hinsicht eine Entdeckerin. Sie gehört zu den wenigen Frauen, die einen naturwissenschaftlichen Beruf ausüben, dabei eine Führungsrolle haben und diese aber noch dazu in Teilzeit bewältigen. „Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, ist alles möglich“, sagt die 40-Jährige, die bald zweifache Mutter ist. Aufgewachsen in Salzburg, war für Evelin Fisslthaler immer klar, dass sie etwas Naturwissenschaftliches studieren will. Neugier und Entdeckergeist waren es, die sie schließlich zur Physik brachten. „Dieser unglaubliche Drang, herausfinden zu wollen, wie die Dinge funktionieren, ist wahrscheinlich allen Physikern gemein“, sagt Fisslthaler, die sich recht bald für ein Studium an einer technischen Universität entschied. „Mir schien die Technische Physik praxisnäher zu sein, ein Feld, wo man mehr ausprobieren und experimentieren kann.“

Fisslthaler studierte an der TU Graz, wo sie auch promovierte. Bereits in ihrer Dissertation ging es um Nanostrukturen, um jene von Polymeren. Sie arbeitete zunächst am Institut für Festkörperphysik der TU Graz und am NanoTechCenter Weiz, bevor sie 2009 als Senior Scientist zum ZFE kam. 2013 kam ihr erster Sohn zur Welt. „Ich hatte nie das Gefühl, mich zwischen Kind und Karriere entscheiden zu müssen“, sagt sie. „Mir war eine ‚Karriere‘ nie wichtig. Es geht mir darum, einen Beruf zu haben, der mich begeistert.“ Sie habe das große Glück „die Balance“ gefunden zu haben. Die Balance, das heißt für sie, konzentriert wissenschaftlich an einem Projekt arbeiten zu können und zugleich Zeit für ein erfülltes Familienleben zu haben. „Teilzeit“, so meint sie, „bedeutet oft, ständig wechselnde Aufgaben zu haben, mal hier, mal dort etwas zu machen. Das ist am ZFE anders: Hier wird es einem ermöglicht, auch in Teilzeit ein Projekt zu leiten, sich wissenschaftlich weiter zu entwickeln. Es ist nur eine Frage der Aufteilung der Aufgaben und des Vertrauens.“

Alle Woman Awards
der letzten Jahre im Überblick

2023

AEE INTEC - Hochenergieeffiziente Gebäude

Dagmar Jähnig vom ACR-Institut AEE – Institut für Nachhaltige Technologien ist die Preisträgerin des ACR Woman Award 2023. Das Projekt „Arrowhead Tools“ setzt neue Maßstäbe im Gebäudeenergiemanagement.

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2022

OFI - Plastik zurück in den Kreislauf

Elisa Mayrhofer vom ACR-Institut OFI ist die Preisträgerin des ACR Woman Award 2022. Mit dem Projekt „PolyCycle“ ebnet die Mikrobiologin den Weg, um recycelte Kunststoffe als Verpackung für Lebensmittel einsetzen zu können.

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2021

VÖZ - Qualität im Fokus

Die diesjährige Preisträgerin ist Cornelia Bauer von der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie. Die Chemieingenieurin ist spezialisiert auf Zementchemie, ihr Forschungsfokus ist die Qualitätssicherung und die Weiterentwicklung des Zements – er soll bis 2050 klimaneutral werden. Bauer erhält den ACR Woman Award powered by FFG für die Weiterentwicklung von Spritzbeton.

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