Im Global Innovation Index 2022 der UNO-Organisation für geistiges Eigentum (WIPO) kommen die Niederlande unter 132 untersuchten Ländern in der Gesamtwertung auf Rang 5, Österreich findet sich auf dem 17. Platz. Laut dem European Innovation Scoreboard sind die Niederlande zusammen mit Ländern wie Schweden, Finnland, Belgien und Dänemark „Innovation Leader“ in Europa. Österreich fällt in die zweithöchste Kategorie der „Strong Innovators“. Gleichzeitig wird hierzulande gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit 3,2 Prozent deutlich mehr für Forschung und Entwicklung ausgegeben als in den Niederlanden mit 2,2 Prozent. Mögliche Gründe dafür und was sich Österreich eventuell abschauen könnte, hat sich die ACR-Delegation näher angesehen.
Weniger Input, mehr Output
Das mittelständische Forschungsnetzwerk ACR – Austrian Cooperative Research reiste Mitte Mai mit einer 43-köpfigen Delegation in die Niederlande, darunter Vertreterinnen und Vertreter der ACR-Institute, Ministerien, Förderagenturen, Interessenvertretungen sowie Medien, um das Innovationssystem kennenzulernen. Die Niederlande haben in vielen Innovationsrankings die Nase vorne, geben aber im Verhältnis deutlich weniger für Forschung aus als Österreich. Eine Spurensuche.


„Dreifach-Helix“ als Erfolgsrezept
Eines der Erfolgsrezepte für den hohen Forschungs-Output stellte Michiel Sweers vom niederländischen Ministerium für Wirtschaft und Klima vor. Im Rahmen der sogenannten „Dreifach-Helix“ wird die Zusammenarbeit zwischen Regierung, Forschungs- und Bildungsinstitutionen sowie privaten Firmen gefördert. Weitere Faktoren sind eine erstarkte Start-up-Landschaft und steuerliche Anreize für Unternehmen. „Wir wollen so verlässlich wie möglich für investierende Betriebe sein“, so Sweers. Einen wichtigen Anreiz soll auch der Wachstumsfonds setzen, über den im Zeitraum 2021 bis 2025 rund 20 Mrd. Euro zur Verfügung stehen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Themen wie Nachhaltigkeit und Energie, Sicherheit, Landbau, Wasser und Ernährung sowie Gesundheit. Investiert wird in 25 Missionen, die von den Ministerien gemeinsam mit Forschungseinrichtungen und Unternehmen entwickelt worden sind. Auch die andern Ministerien wurden frühzeitig mit eingebunden. Beispiele für die Missionen sind ein Erreichen der Top Ten weltweit bei Cybersicherheit bis zum Jahr 2025, eine Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Demenz um 25 Prozent bis 2030 und die Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft bis 2050.

„Mehr Pragmatismus, Kooperationsbereitschaft und eine größere Risikofreudigkeit wären auch für Österreich wünschenswert.“
Kooperation und Mindset
Neben den Fördermaßnahmen sind für das gute Abschneiden der Niederländer in den Innovationsrankings auch ihre Offenheit und das amerikanische Mindset verantwortlich. Da sind sich der Wirtschaftsdelegierte der WKO Michael Spalek und ACR-Präsidentin Iris Filzwieser einig. „Dieses Mindset verändere auch Herangehensweise und Kooperationsfreudigkeit“, ist Filzwieser überzeugt. Mehr Pragmatismus, Kooperationsbereitschaft und Diskussionskultur sowie eine allgemein größere Risikofreudigkeit wären auch für Österreich wünschenswert. Filzwieser plädiert dafür, dass Wirtschaft, angewandte Forschung und Universitäten ungeachtet politischer Zuschreibungen enger und früher zusammenarbeiten. „Wir brauchen eine lösungsorientierte Forschung und Entwicklung ohne gegenseitiges Ausgrenzen. Denn die Herausforderungen werden definitiv noch größer werden“, so Filzwieser.
Vielfältiges Programm
Das Programm der ACR-Studienreise, das mit der Unterstützung des Wirtschaftsdelegierten der WKO Michael Spalek und seines Teams zusammengestellt wurde, war vielfältig und ermöglichte der Delegation den Austausch mit folgenden Organisationen:

Studienreisen bringen neue Ideen
Ein wesentliches strategisches Ziel der ACR ist es, die internationale Zusammenarbeit in der angewandten Forschung zu stärken und im eigenen Netzwerk zu forcieren. Daher organisiert die ACR seit 2010 jedes Jahr eine Studienreise in ein europäisches Land, um sich ein Bild von dessen Forschungslandschaft und Innovationssystem zu machen, Anregungen und neue Ideen zu holen und Synergiepotentiale mit internationalen Partnern zu erschließen. Teilnehmer*innen sind die Leiter*innen der ACR-Institute, Vertreter*innen von Ministerien, Förderagenturen und Interessenvertretungen sowie Journalist*innen. Die bisherigen Destinationen: Belgien (2010), Türkei (2011), Schweden (2012), Frankreich (2013), Luxemburg (2014), Dänemark (2015), Spanien (2016), Israel (2017), Finnland (2018), UK (2019), Norwegen (2022).
Weiterführende Links
- Ministry of Economic Affairs and Climate Policy
- NWO Domain Applied and Engineering Sciences (AES)
- TNO Innovation for life
- RDM Innovation Dock Rotterdam
- Hardt Hyperloop