Christina Fürhapper: Der Duft von Holz

Die Chemieingenieurin Christina Fürhapper ist als Senior Researcher bei der Holzforschung Austria chemischen Verbindungen aller Art auf der Spur. Ihre Analysen helfen, Baustoffe aus Holz wiederzuverwenden und schützen Kunstobjekte vor dem Zerfall.

Die Expertise von Christina Fürhapper wird benötigt, wann immer es darum geht, eine chemische Verbindung zu identifizieren. Die Hälfte ihrer Arbeitszeit verbringt die Chemieingenieurin der Holzforschung Austria – HFA daher im Labor mit wissenschaftlicher Arbeit. Wenn sie nicht am Labortisch steht, vor dem Computer Daten auswertet oder an einer Publikation arbeitet, ist Fürhapper unterwegs: als Expertin arbeitet sie in verschiedenen Fachausschüssen, unter anderem für Normung, erstellt Gutachten oder nimmt an nationalen und internationalen Konferenzen teil. „Abwechslungsreich“ ist das Wort, das ihr zuerst einfällt, fragt man sie, was ihre Arbeit charakterisiert.

Fürhapper ist seit 2004 bei der HFA und aktuell im Fachbereich Bioenergie und Chemische Analytik tätig. Ein Kolleg für Umwelttechnik an der HTL Rosensteingasse in Wien und ein FH-Studium der Chemie an der Europa Fachhochschule Fresenius gaben ihr das notwenige Rüstzeug, um ihr Interesse an Umweltthemen in umweltrelevante Forschung umzusetzen. Ihre Abschlussarbeit an der HTL untersuchte, wie bestimmte Farne Böden sanieren können, die durch Arsen kontaminiert sind; in ihrer Diplomarbeit, die sie schon mit einem Projekt an der HFA verbinden konnte, bestimmte sie Holzschutzmittelwirkstoffe mittels chemischer Analytik.

„Es ist ein Privileg, einerseits auf meine langjährige Erfahrung aufbauen zu können, mich aber andererseits mit immer neuen Themen zu beschäftigen und laufend dazuzulernen. Diese Mischung macht es für mich aus!“

Christine Fürhapper

Eines ihrer aktuellen Projekte, BauCycle, beschäftigt sich damit, Baustoffe zu charakterisieren und darin enthaltene Stör- und Schadstoffe zu identifizieren, um die Baustoffe, etwa Altfenster oder Alttüren, dann recyclen zu können. Eine Aufgabe, die ein ganzes Spektrum unterschiedlicher Analyseverfahren – von der Gas- Flüssig- und Ionenchromatographie über verschiedene Spektrometrieverfahren bis hin zur Röntgenfluoreszenz – erfordert. „Eigentlich so ziemlich alles, was unser Labor zu bieten hat“, sagt Fürhapper. Die Methoden und Verfahren der chemischen Analytik erschließen, was sonst unerkannt bleibt. Störstoffe wie das Flammschutzmittel HBCD (Hexabromcyclododekan) etwa, das zwar mittlerweile verboten ist, aber noch immer in synthetischen Dämmstoffen schlummert; Biozide aus vergangenen Holzschutzmittelbehandlungen und viele weitere Stoffe, die vor einem Recycling sauber von dem Altholz getrennt werden müssen. BauCycle gibt dem Altholz ein zweites Leben: „End-of-Life-Baustoffe werden so zu hochwertigen Sekundärrohstoffen, die durch beteiligte Unternehmen gewinnbringend wiederverwertet werden können“, erklärt Fürhapper.

Eines von Fürhappers Spezialgebieten sind so genannte flüchtige organische Verbindungen, abgekürzt VOC (Volatile Organic Compounds). VOC sind Bestandteile in chemischen Verbindungen, die schnell in einen gasförmigen Zustand übergehen, sie „verdampfen“. VOC kennt jeder Mensch: Sie sind es, was man riecht, wenn man etwas riecht. Holz hat seine eigene, charakteristische VOC-Signatur. Einen Duft, den Fürhapper sehr mag, wie sie sagt, und der sie für diesen Baustoff einnimmt, neben der „angenehmen Haptik“.

Doch nicht alle VOC sind unbedenklich. Fürhapper beginnt gerade, sich mit den flüchtigen Verbindungen zu beschäftigen, die in Museen von Exponaten, den Präsentationsvitrinen und der Umgebung ausgehen. Aus den Emissionen der unterschiedlichsten Quellen entsteht ein Cocktail, der wiederum spezifische und vielleicht auch unerwünschte Effekte hat. Fürhapper wird untersuchen, welche Verbindungen aus konservatorischer Sicht problematisch sein können und welche Verbindungen in dem Geschehen welche Rolle spielen. „Kritisch können in diesem Zusammenhang zum Beispiel flüchtige organische Säuren, wie die Essigsäure oder die Ameisensäure sein, was die Verwendung von Holz im Vitrinenbau stark einschränkt, da diese Verbindungen insbesondere bei bestimmten Holzarten auch inhärent sein können“, so Fürhapper.

Das Ergebnis der Forschung ist offen, gewiss ist jedoch, dass Fürhapper die detektivische Herausforderung annimmt: „Es ist ein Privileg, einerseits auf meine langjährige Erfahrung aufbauen zu können, mich aber andererseits mit immer neuen Themen zu beschäftigen und laufend dazuzulernen. Diese Mischung macht es für mich aus!“