Der Zement der Zukunft

Baustoffe spielen eine Schlüsselrolle für den Klima- und Umweltschutz. Die österreichische Zementindustrie ist in puncto CO2-Reduktion wie auch bei Umweltschutzmaßnahmen im internationalen Spitzenfeld. Um den Zement noch umweltfreundlicher zu machen, arbeitet die Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ) gemeinsam mit Smart Minerals an einem klimafitten Zement.

Zement ist das meist verwendete Industrieprodukt der Welt. Demzufolge ist die Zementindustrie auch aktuell für 4,5 % der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich, in Österreich sind es rund 3,2 %. Für die Herstellung von Zement werden in erster Linie Kalkstein und Ton benötigt. Sie liefern Calciumcarbonat und Siliziumdioxid, die im Drehofen der Zementwerke bei 1450 °C zu Zementklinker gebrannt werden.

Dabei wird das vor Jahrmillionen in den Rohstoffen eingebundene CO2 wieder freigesetzt. Diese rohstoffbedingten CO2-Emissionen – durch die Entsäuerung des Kalksteins – haben einen Anteil von etwa zwei Drittel an den gesamten CO2-Emissionen der Zementherstellung. Die restlichen Anteile der CO2-Emissionen entfallen auf die benötigten Brennstoffe und die elektrische Energie, z. B. für das Mahlen der Zemente. Insofern kommt der Reduktion des Klinkeranteils in den Zementen eine wichtige Rolle zu.

a Proben im Röntgenfluoreszenzspektrometer
b Probe in der Klima-und-Bewitterungssimulationskammer

Das Alleinstellungsmerkmal dieser Entwicklung liegt darin, dass im Zuge des Projektes heimische Tone als Rohstoffe verwendet werden und deshalb maßgeschneiderte Lösungen für die lokale Industrie präsentiert werden können.

Rupert Friedle - Projektleiter beim VÖZ

Eine vielversprechende Möglichkeit, um Zementklinker und somit auch CO2 einzusparen, ist die Verwendung von Zusatzstoffen, sogenannten supplementary cementitious materials (SCMs). Dazu gehören industrielle Nebenprodukte wie Hüttensand und Flugaschen, welche bereits breite Verwendung in der Zementindustrie finden. Allerdings ist deren verfügbare Menge limitiert und es besteht eine Abhängigkeit von anderen Industriezweigen. Es wird daher zusätzlich zur Reduktion des Klinkeranteils auch die Eignung von Zumahlstoffen wie z. B. getemperten Tonen oder Dolomit untersucht. Tone sind Gemische aus meist mehreren Mineralen und einer großen Anzahl von Begleitmineralen. Sie sind in Österreich in ausreichenden Mengen vorhanden und können unter geeigneten Bedingungen bis zu 50 % des Zementklinkers ersetzen. Tempern bedeutet, die Tone werden auf eine bestimmte Temperatur erhitzt. Dies ist nicht so energieintensiv wie das Brennen von Zementklinker, da bei weitem nicht so hohe Temperaturen notwendig sind. Dolomit kommt in den Kalkalpen in großen Mengen vor und ist auch im näheren Umfeld der österreichischen Zementwerke verfügbar.

In einem ersten Schritt erfolgt die Untersuchung der verfügbaren heimischen Tone bezüglich ihrer chemischen und mineralogischen Zusammensetzung. Für die thermische Behandlung werden geeignete Brenntemperaturen erarbeitet und die Reaktivität des getemperten Materials festgestellt. Basierend auf diesen Erkenntnissen werden in einem zweiten Schritt geeignete Zementmischungen erstellt und deren Leistungsfähigkeit charakterisiert. Anschließend wird in einem letzten Schritt die betontechnologische Eignung der erstellten Zementzusammensetzungen beurteilt.
Ziel dieses Forschungsvorhabens ist es, die Leistungsfähigkeit und betontechnologische Eignung österreichischer Zemente mit lokal verfügbaren Zumahlstoffen zu untersuchen.