Wertvoller Dünger und Humus aus Biogas

Im Forschungsprojekt „BioProfit“ haben sich die ACR-Institute GET, AEE INTEC, LVA, ZFE und IWI zum Ziel gesetzt ein Verfahren zu entwickeln, um die Gärreste von Biogasanlagen, die bislang teuer entsorgt werden müssen, profitabel nutzen zu können.

Dass das bisherige Modell nicht nachhaltig ist, wird nun schmerzhaft klar: Der mit fossiler Energie produzierte und zumeist importierte Dünger ist so teuer geworden, dass viele europäische Länder für das kommende Jahr drastische Ernteeinbußen erwarten. Dabei könnte man mit den entsprechenden Technologien aus den Gärresten von Biogasanlagen Dünger und sogar Humus produzieren: kostengünstig, regional und klimaschonend.

„BioProfit“ heißt das Projekt, zu dem sich fünf Institute – AEE INTEC, LVA, ZFE und IWI – unter der Leitung des GET zusammengeschlossen haben. Die Projektgruppe wird Verfahren entwickeln, um die Gärreste von Biogasanlagen, die bislang teuer entsorgt werden müssen, profitabel nutzen zu können. „Wir ermöglichen lokale Wertschöpfung, indem wir mit regionalen Ressourcen die Energie- und Stoffkreisläufe schließen“, fasst Klaus Paar, der Institutsleiter des GET, die Bedeutung von BioProfit zusammen.

a Feld mit Biogasanlage
b Traktor mit Anhänger verteilt Düngemittel auf dem Feld

„Wir ermöglichen lokale Wertschöpfung, indem wir mit regionalen Ressourcen die Energie- und Stoffkreisläufe schließen.“

Klaus Paar, Güssing Energy Technologies

Die Gärreste, die in Biogasanlagen bei der Erzeugung von Biogas entstehen, bestehen zu 90 Prozent aus Wasser und enthalten neben dem wertvollen Wasser auch Nährstoffe, die ebenso wertvoll sind: Stickstoff, Phosphor und Kalium etwa. Üblicherweise wird diese Gärrest-Gülle als Dünger auf Feldern ausgebracht. Das Problem: Die Gülle führt zu einer weiteren Überdüngung der Böden, vor allem zu einem lokalen Stickstoff-Überschuss. Dieser zerstört nicht nur das Bodenleben, auch das Klima, sobald sich der Stickstoff in Lachgas verwandelt hat. Was noch an Kohlenstoff in der Gülle vorhanden ist, entweicht bei dieser Nutzung von Gärresten als CO2 in die Atmosphäre. Erschwerend hinzu kommt, dass Gülle eben aufgrund ihres hohen Nährstoff-Gehalts in den Wintermonaten nicht ausgebracht werden darf. Die Folge: Ein an und für sich wertvoller Rohstoff wird zu einem Problemstoff und in großen Tanks ungenutzt gelagert oder über viele tausend Kilometer abtransportiert.

Feststoffe und Flüssigkeit zu trennen, das Wasser aufzubereiten und die vorhandenen Nährstoffe zu destillieren, rentiert sich bisher nur für wenige Biogasanlagen, was vor allem am Stickstoff liegt: Klassische Methoden wie Verdampfung und Ultradestillation brauchen viel Energie und Chemikalien zur Vorbehandlung. Überdies entfernen sie den Stickstoff nicht vollständig. Die Verfahren sind teuer und ineffizient. „Für die meisten Biogasanlagen ist es bisher wirtschaftlich einfach nicht machbar, den Stickstoff zu entfernen“, resümiert Paar.

BioProfit ändert dies, indem die Projektpartner ein anderes, kostengünstiges, Verfahren zum Einsatz bringen: Membrandestillation. Paar: „Die größte Herausforderung dabei ist es, ein Verfahren, dass zurzeit im Labormaßstab funktioniert, so weiterzuentwickeln, dass es in realen Anlagen und unter den teilweise rauhen Bedingungen direkt an den Biogasanlagen funktioniert.“

Bei der Membrandestillation werden die Gärreste bei niedriger Temperatur aus Abwärme verdampft. Das in den Gärresten vorhandene Ammoniak (eine Stickstoffverbindung) wird gelöst, strömt durch eine Membran und wird dort – im sogenannten Permeat – als Ammoniumsulfat gebunden. Dieser Prozess hält sich weitgehend selbst in Gang: Die Energie stammt aus der Differenz des Dampfdrucks im Feed (Gärrest) im Vergleich zum Permeat. Der Energieaufwand für die Membrandestillation, die noch dazu ein hochreines Destillat liefert, ist entsprechend gering. Ebenso entfallen Chemikalien und Vorbehandlungen.

Am Ende des Prozesses stehen drei Produkte: Das gereinigte Wasser, das den Prozessen wieder zugeführt werden kann und Ammoniumsulfat als biologischer regional erzeugter Düngerzusatz. Gibt man es den aus dem Gärrest abgetrennten Feststoffen hinzu, erhält man wertvollen Humus, der nicht nur düngt, sondern auch CO2 dauerhaft im Boden speichert (und sich via CO2-Zertifikat handeln lässt). Der Kreislauf ist geschlossen.

Dass die Membran-Destillation funktioniert, konnte bereits in anderen Projekten gezeigt werden. Jetzt kommt es darauf an, sie für Biogasanlagen zu adaptieren. Für die mittelständischen Biogasproduzenten, die Böden, das Klima und die Energiesouveränität wäre dies jedenfalls ein Gewinn.