SiO2 als Sekundärrohstoff: Smart Minerals lässt Glasstaub zu Baustoff werden

Gemeinsam mit dem Entsorgungsunternehmen Stark machen die Baustoffspezialisten der Smart Minerals GmbH aus dem feinen Siliziumdioxid-Staub, der bei der Herstellung von Glasfaserkabeln entsteht und üblicherweise als Abfall entsorgt werden muss, etwas Neues: Was Abfall war, wird zu einem wertvollen Sekundärrohstoff und vielleicht einmal wesentlicher Bestandteil eines neuen Baustoffs.

Das Vorhaben der Smart Minerals GmbH, spezialisiert u. a. auf neue Baumaterialien aus Mineralstoffen , und der Stark GmbH, einem Abfallentsorgungsunternehmen, ist nicht nur ökologisch interessant, sondern auch im Sinne der lokalen Wertschöpfung: In Gmünd im Waldviertel steht die derzeit europaweit einzige Anlage zur Herstellung von Glasfaser-Rohlingen, eine der Schlüsselkomponenten des digitalen Zeitalters. Bei der Produktion der Rohlinge entsteht Glasstaub, konkret: amorphes Siliziumdioxid. Dieses SiO2 wird derzeit entsorgt – von der Firma Stark, die wie die NPG Fiber GmbH ebenfalls im Waldviertel ansässig ist. Das Unternehmen ist auch Sekundärrohstoff-Lieferant, und die Gründer und Gesellschafter Gottfried und Reinhard Stark fragten sich, ob es nicht möglich wäre, den ultrafeinen Glasstaub als Rohstoff zu nutzen, etwa als Bestandteil für mineralische Baustoffe.

a Forscher positioniert eine Betonprobe in einem Testgerät
b Forscherin spritzt eine Flüssigkeit in eine Pipette

„Mit der Verwertung von Glasstaub sind potenziell neue Baustoffe möglich.“

Christian Hula, Projektleiter bei Smart Minerals

Das Siliziumdioxid ist ein Filterrückstand, also staubförmig. Im Gegensatz zu kristallinem Siliziumdioxid, das üblicherweise in der Glasindustrie zur Herstellung von Flaschen oder Gläsern zum Einsatz kommt und auch so recycelt wird, bietet amorphes Siliziumdioxid völlig andere Eigenschaften, die einen Einsatz als Sekundärrohstoff ermöglichen. Vor einer Verwertung ist jedenfalls eine genaue Charakterisierung notwendig, denn es können auch Reststoffe vorhanden sein, die ökologisch oder toxikologisch bedenklich sind. Von der chemischen Charakterisierung hängen Recycling-Verfahren und Wiederverwertungsszenarien ab.

Eventuell kann es sinnvoll sein, vorhandene Nebenstoffe zu isolieren. Die Analysen der Smart Minerals GmbH haben bei dem Glasstaub von NPG Fiber Germanium nachgewiesen, welches wiederum für sich genommen einen Sekundärrohstoff oder Wertstoff darstellen könnte. Für die Baubranche ist die Verwertung von Glasstaub jedenfalls ein potenzieller Gewinn: „Mit der Verwertung von Glasstaub sind potenziell neue Baustoffe möglich bzw. Verbesserungen bestehender Rezepturen zementbasierter Produkte“, so Projektleiter Robert Christian Hula von Smart Minerals.

Die Forschungsarbeiten haben so den Grundstein gelegt, um die Baustoffindustrie wieder auf eine weitere neue Weise in eine Kreislaufwirtschaft zu integrieren. Auch ökonomisch bringt es generell Vorteile, wenn Abfälle nicht entsorgt werden müssen – die Filterrückstände werden derzeit deponiert –,  sondern ein zweites Leben erhalten. Wenn die Rückstände aus dem Gmünder Werk vom Waldviertler Sekundärstoff-Lieferanten genützt würden, wäre in diesem Fall sogar eine regionale Kreislaufwirtschaft geschlossen.