Dem Lärm ein Ende setzen

In einem durch den FWF geförderten, internationalen Forschungsprojekt unter der Leitung des ACR-Instituts IBO entwickelt ein interdisziplinäres Team High-Tech-Methoden zur Akustikmessung und -simulation für eine optimierte Schalldämmung in Gebäuden.

Eine gute Schalldämmung ist für das Wohlbefinden beim Wohnen und Arbeiten nicht selten die halbe Miete. Schließlich können lärmende Nachbarn schnell zur Belastungsprobe werden. Bisher verbreitete Methoden bilden die durch Trittschallquellen entstehende Belästigung allerdings nur unzureichend ab. Gemeinsam mit einem internationalen Expert*innen-Team hat das ACR-Institut IBO daher jetzt einen neuen Ansatz entwickelt, der auf der Nachbildung virtueller Umgebungen basiert. So sollen bei minimalem Energie- und Ressourceneinsatz die Unzulänglichkeiten derzeit gebräuchlicher Methoden behoben werden.

Das Projekt bringt ein multidisziplinäres Team aus Forscher*innen mit langjähriger Expertise in den Bereichen Holzwerkstoffe, Schallfeldanalyse, Bauakustik Modellierung und Wahrnehmungsbewertung zusammen. Erstmals werden in der Methodenentwicklung nicht nur Geräusche, sondern auch Vibrationen berücksichtigt, wobei ein eigens entwickelter Sensor zum Einsatz kommt. So legen neuartige Aufnahmetechnologien und mathematische Modellierungsmodelle gepaart mit fortschrittlichen Ansätzen zur Analyse menschlicher Wahrnehmung den Grundstein, um die Wechselwirkung zwischen Gebäude und Bewohner*in gesamthaft nachvollziehen zu können.

a Versuchsraum für Akustiktests

„Wir entwickeln einen neuen Ansatz, wie die von Trittschallquellen verursachte Belästigung mithilfe von virtuell nachgebauter Umgebungen nachvollziehbar charakterisiert werden kann.“

Franz Dolezal, Projektleiter IBO

Ein positiver Nebeneffekt besteht darin, dass der neu entwickelte Vibrationssensor nicht nur für die Schwingungsaufnahmen im Forschungsprojekt zur Verfügung steht, sondern auch sehr präzise und kostengünstige Messungen der Stoßstellendämmung in Gebäuden zulässt.

Damit ebnet das Projekt zugleich den Weg für die Entwicklung hocheffizienter Trittschalldämmungen aus erneuerbaren Rohstoffen. Kommen heute verbreitet Glaswolle oder Styropor zum Einsatz, könnte man in Zukunft etwa verstärkt auf Buchenholzlatten zurückgreifen. Die ersten Versuchsergebnisse geben Grund zur Zuversicht, ist der umweltfreundliche Prototyp in seiner schalldämmenden Wirkung doch weitgehend mit bisher gebräuchlichen Materialien konkurrenzfähig. Durch die Kombination mit Kork könnte der Effekt bei gleichbleibender Stabilität sogar noch verstärkt werden. Eine Patentierung der buchenholzbasierten Trittschalldämmung ist derzeit in Arbeit.

Fest steht, dass der neue Ansatz eine realistische Umgebung für Hör- und Vibrationstests schafft und in Wahrnehmungsstudien zukünftig wohl vermehrt zum Einsatz kommen wird. Für die Produktentwicklung im Dämmstoffbereich bedeutet die neue Methode einen maßgeblichen Effizienzgewinn, womit die Baubranche der allseits geforderten Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft einen großen Schritt näherkommt.