Fischzucht im Gleichgewicht

Seit Jahren ist das Thema Überfischung regelmäßig Gegenstand medialer Berichterstattung und wissenschaftlicher Diskurse. Entscheidende Auswirkungen auf die gelebte Praxis lassen dennoch weiter auf sich warten. Die Folgen der massiven Eingriffe in das natürliche Gleichgewicht von Gewässern sind enorm. Grund zur Zuversicht gibt nun das interdisziplinäre HORIZON-IA Projekt „NOVAFOODIES“, an dem auch das ACR-Institut LVA beteiligt ist. Mit einer neuen Art der Fischproduktion soll es gelingen, das natürliche Gleichgewicht in aquatischen Ökosystemen wiederherzustellen.

Algen als Produzenten, Doktorfische als primäre Konsumenten und Haie als sekundäre bzw. tertiäre Konsumenten haben eines gemeinsam: Sie sind aufeinander angewiesen. Denn nur wenn alle sogenannten trophischen Stufen der Nahrungspyramide in ausreichender Anzahl vertreten sind, befindet sich das Ökosystem im Gleichgewicht und kann seine Funktionen erfüllen. Kommt es zur Überfischung der Doktorfische, erlaubt das den Algen eine ungehinderte Vermehrung, während die Haie um ihre Nahrungsgrundlage beraubt werden.

Mit „Integrated Multi-Trophic Aquaculture“ (IMTA), also der gezielten Anzucht bestimmter Wasserorganismen, soll es gelingen, auf künstliche Art und Weise das natürliche Gleichgewicht in Gewässern einzustellen. Insgesamt sieben Case Studies in Europa, Israel und China werden Zeugnis dafür sein, ob das Konzept in der Praxis halten kann, was es verspricht.

Vielversprechend klingen in jedem Fall auch die weiteren Projektziele. Nicht weniger als 28 Konsortiumspartner arbeiten im Rahmen von NOVAFOODIES (Demonstration of innovative functional food production systems based on a more sustainable value chains of marine and freshwater raw materials for conscientious European consumers), koordiniert von der spanischen Forschungseinrichtung IDENER, an der Erforschung und Etablierung innovativer Lebensmittel und Verpackungen aus Algen- und Fischerzeugnissen. Geht es nach den Projektpartnern könnten vermeintliche Abfälle von gestern allzu bald als Fischfutter von morgen dienen. Lebensmittelsicherheit und lückenlose Rückverfolgbarkeit stehen dabei stets im Vordergrund. „So stellen wir sicher, dass nur hochqualitative Produkte erzeugt und auf den Markt gebracht werden, während der Fortbestand aller Wasserorganismen nachhaltig gefördert wird.“, fasst Katharina Stollewerk von der LVA die zentralen Projektziele zusammen. Vorrangige Aufgabe der LVA wird es sein, Köch*innen und Lebensmittelproduzent*innen die entwickelten Erzeugnisse im Rahmen von Seminaren, Workshops und (Online-)Kursen näher zu bringen und im wahrsten Sinn des Wortes schmackhaft zu machen.

Dieses Projekt wurde vom Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon Europe der Europäischen Union Grant Agreement Nr. 101061023 gefördert.