Meilenstein für die Pflanzenextraktion

Der Markt an Pflanzenextrakten boomt, mögliche Anwendungsfelder sind vielfältig und reichen von der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie bis hin zur Gesundheits- und Pharmabranche. Dennoch fehlt es aktuell an fundiertem Wissen rund um Einflussfaktoren auf die Qualität der Auszüge. Mit dem Projekt PEX-Net soll sich dies nun ändern. Die Lebensmittelversuchsanstalt (LVA) hat es sich gemeinsam mit zwei weiteren ACR-Instituten (Güssing Energy Technologies (GET) und Industriewissenschaftliches Institut (IWI)) zum Ziel gesetzt, die Zusammenhänge zwischen verfahrenstechnischen Faktoren und Qualitätsparametern der pflanzlichen Auszüge zu ergründen.

Forscherin im Labor vor einem dampfenden Gefäß

Neben den Forschungsarbeiten rund um die Qualität von pflanzlichen Auszügen soll im Rahmen des Projekts auch eine Laboranlage für die Extraktion mit n-Butan als Lösungsmittel entstehen. Bisher wurden dafür zumeist Aceton, Dichlormethan bzw. Ethanol oder zuletzt vermehrt auch CO2 herangezogen. Von der neuartigen Verfahrensmethode verspricht man sich zahlreiche Vorteile. So kann die Extraktionszeit verkürzt und die Produktqualität durch mildere Bedingungen erhöht werden. Ein geringerer Verschleiß verspricht niedrigere Betriebs- und Instandhaltungskosten. Ganz im Zeichen einer nachhaltigen und zukunftsfitten Technologie stehen zudem die gesteigerte Energieeffizienz und die Möglichkeit der nahezu vollständigen Lösungsmittel-Rückgewinnung. Während der Pilotphase werden laufend zentrale Daten zur Anlagentechnik gesammelt, die in Folge der weiteren Verfahrensoptimierung dienen können.

Im Rahmen des Projekts PEX-Net soll es erstmals gelingen, Klarheit über den Einfluss verfahrenstechnischer Parameter auf die Qualität der Extrakte zu gewinnen. Die Ergebnisse werden als Open Access zur Verfügung gestellt. Das ermöglicht KMU, Abläufe hinsichtlich der gewünschten Produkteigenschaften zu optimieren. Die maßgeschneiderten Lösungsansätze stellen einen Quantensprung im Prozessdesign dar und gehen weit über den bisherigen Stand der Technik hinaus. Gleiches trifft auch auf die Butanextraktionsanlage zu, mit der in Österreich völliges Neuland betreten wird. Gleichermaßen stellt die Einrichtung eines One-Stop-Shops ein Alleinstellungsmerkmal im Sinn der Kund*innen dar. Durch die Auswahl einer FEI-Dienstleistung über die Webpage www.pexnet.at werden so automatisch jene Partnerinstitute benachrichtigt, die über das entsprechende Fachwissen verfügen.

„Das Projekt PEX-Net setzt Rahmenbedingungen, um qualitativ hochwertige Extrakte herstellen zu können. Dadurch hat das Projekt einen positiven sozialen Impact hinsichtlich Gesundheit und Wohlbefinden. Indem hochwertige, natürliche, rein pflanzliche Produkte hergestellt werden, können synthetische Produkte substituiert werden.“

Katharina Stollewerk, Projektkoordinatorin (LVA)

Ziel des Konsortiums ist es, im Rahmen des Projekts ein neues Geschäftsfeld in einem sich dynamisch entwickelnden und wachsenden Markt zu etablieren. „Die Projektergebnisse von PEX-Net richten sich an Extrakt-Herstellende und –Verarbeitende sowie anlagenbauende Betriebe. Ziel ist es, Ansprechpartner in Sachen Innovation und Nachhaltigkeit für diese Zielgruppe zu werden.“, unterstreicht Projektkoordinatorin Katharina Stollewerk die zentrale Intention der Forschungsvorhaben. Dabei soll zwischen den Kooperationspartnern ein interner Struktur- und Netzwerkaufbau erfolgen. Neben der Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche steht auch der direkte Austausch mit KMU im Fokus, um betriebliche Anforderungen in ausreichendem Maß zu berücksichtigen. Damit ist für Unternehmen der Grundstein gelegt, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Für eine wachsende Zahl an Extraktherstellern im Inland würde das eine echte Trendumkehr bedeuten. Bereits jetzt stößt das Projekt auf reges Interesse, 17 Unternehmen haben ihre Unterstützung bekundet, so etwa die NATEX Prozesstechnologie GesmbH und die SamTech GmbH.

Für KMU, die Pflanzenextrakte produzieren, sowie für Anlagenhersteller bedeutet PEX-Net einen entscheidenden Know-how-Gewinn im Bereich der Qualitätsbeurteilung. Durch den One-Stop-Shop können Betriebe unkompliziert auf fundierte wissenschaftliche Beratung zurückgreifen. Die gewonnenen Erkenntnisse zur Butan-Extraktion bilden für Unternehmen im Anlagenbau die erforderliche Grundlage, um die Technologie national und international anzubieten. Das stärkt den heimischen Wirtschaftsstandort und schafft neue Arbeitsplätze. Gerade in einer Zeit, in der die nachhaltige und verantwortungsvolle Rohstoffbeschaffung stetig an Bedeutung gewinnt, sind ebensolche praxisnahen Innovationen im Sinn der Kreislaufwirtschaft gefragter denn je.