Innovative Testmethode für maximale Sicherheit

Das ACR-Institut OFI entwickelte eine neue In vitro-Testmethode für Medizinprodukte, die kostengünstiger, schneller und sicherer ist als herkömmliche Verfahren – und das gänzlich ohne Tierversuche. Unternehmen können die Verträglichkeit von Implantaten, chirurgischen Werkzeugen oder medizinischen Textilien damit in Zukunft ohne Tierversuche normgerecht prüfen lassen.

Den Forschenden am OFI ist es sogar gelungen, die neue Methode in der Norm ISO 10993 als anerkannte Alternative zu Tierversuchen zu verankern. Als ein Ergebnis von kooperativer Forschung im Netzwerk der ACR stärkt der In vitro-Test den durch KMU geprägten Medizinproduktesektor in Österreich.

Der Nutzen für KMU

KMU profitieren, weil sie neue Ideen schneller und zu geringeren Kosten entwickeln können. Anders als bei den notwendigen Prüfungen und Tests mit Tierversuchen können durch die In vitro-Methode des OFI neue Medizinprodukte zu jedem Zeitpunkt im Entwicklungsprozess auf ihre Verträglichkeit getestet werden und nicht erst am Ende kurz vor der Markteinführung. Der In vitro-Test ist nicht nur günstiger und schneller, vor allem kommen hier keine Tiere zu Schaden. Das ACR-Institut OFI ermöglicht mit der neuen Methode die zielgerichtete Überprüfung der Verträglichkeit einzelner Inhaltsstoffe und Materialbestandteile. Das bedeutet: Unternehmen können gegebenenfalls gezielt Anpassungen am Produkt vornehmen, noch bevor dieses zu Ende entwickelt ist. Die Verankerung in der Norm garantiert zudem, dass ein Produkt als Medizinprodukt zugelassen und als „tierversuchsfrei“ vermarktet werden kann – ein weiterer Wettbewerbsvorteil.

Kundinnen und Kunden können sich sicher sein, dass Medizinprodukte, die mit der neuen Methode getestet wurden, nicht nur verträglich sind, sondern auch kein Tierleid verursachen. Ein weiterer Vorteil für Endverbraucher*innen ist, dass neue Entwicklungen schneller und günstiger auf den Markt kommen. Die normgerechte Prüfung wird durch die Verankerung in der Norm ISO 10993 belegt.

Forscherin vor einem Mikroskop

Der Nutzen für das Institut und den Forschungsstandort

Institut und Forschungsstandort profitieren, weil der Durchbruch bei der Testmethodik ein Themenfeld stärkt, das besonders zukunftsträchtig und anspruchsvoll ist. Den Forschenden gelang es, Prozesse, die üblicherweise in aller Komplexität im lebenden Organismus stattfinden, auf Labormaßstäbe herunterzubrechen und analysierbar zu machen. Das OFI baute durch die In Vitro-Testmethodik den Bereich Medizinprodukte aus, erhöhte die Anzahl der Forschenden, steigerte den Umsatz und etablierte die kooperative Forschung damit als ein attraktives Forschungsumfeld für Nachwuchswissenschaftler*innen. Auf diese Weise werden Fachkräfte am Standort gehalten und attraktive Forschungs-Arbeitsplätze außerhalb der Universität gesichert. Durch die feste Verankerung im Netzwerk der ACR ist sichergestellt, dass die In Vitro-Methodik weiterentwickelt wird – aktuell im Projekt LEIFS – und direkt die KMU im Medizinproduktesektor und darüber hinaus stärkt.

„KMU profitieren am meisten von Forschung, wenn diese über traditionelle Grenzen hinweg denkt, seien es Branchen oder Disziplinen. Die ACR ermöglicht genau dieses, weil sie die relevanten Kompetenzen bündelt.“

Udo Pappler, Geschäftsführer des OFI
Preisverleihung

So geht es weiter

Aufbauend auf der neuartigen Testmethodik erarbeiten Forschende des ACR-Netzwerks aus OFI, LVA und IWI aktuell eine Sicherheitsbewertung für Menstruationsprodukte. Hygieneartikel für Frauen unterliegen derzeit keiner Verträglichkeitsprüfung, die Kooperation wird die Grundlagen dafür schaffen.

Die ACR als Forschungsnetzwerk bietet das ideale Umfeld, um Entwicklungen auch über einzelne Forschungsdisziplinen hinaus voranzutreiben und Anwendungsbereiche zu erweitern, die Relevanz für die Wirtschaft haben. Das Netzwerk der ACR sorgt darüber hinaus für Sichtbarkeit: Wenn Forscherinnen wie Elisabeth Mertl für das Projekt BioRelation, in dem die In Vitro-Testmethode entwickelt wurde, mit dem ACR-Woman Award ausgezeichnet werden, unterstützt dies nicht nur Frauen in der Forschung, sondern ermutigt KMU, innovative Ideen umzusetzen.