Kaum ein Gebäck symbolisiert das österreichische Bäckereihandwerk so perfekt wie die Kaisersemmel. Eine ihrer zahlreichen Entstehungsgeschichten geht auf das 18. Jahrhundert zurück, als die österreichischen BäckerInnen eine Delegation zu Kaiser Josef II, dem Aufklärer, entsandten, um angesichts hoher Mehlpreise eine Preisfreigabe für ihre Produkte zu erbitten. Trotz der Französischen Revolution, die ja unter anderem wegen hoher Brotpreise ausgebrochen war, löste Josef II. die Preisbindung, und die speziell knusprige und leichte Semmel hieß fortan Kaisersemmel.
Heute sehen sich Bäckereien und Mühlen ebenfalls steigenden Getreide- und Energiepreisen gegenüber. Anders als ihre Kollegen vor 233 Jahren haben sie nun aber zusätzliche Konkurrenz durch industrielle Turbobäckereien, die Teiglinge für Discounter, Tankstellen und Backshops im Eilverfahren produzieren und damit weiteren Preisdruck auf handwerklich arbeitende kleine und mittelständische Anbieter ausüben. „Die Qualität tritt in den Hintergrund, es ist nur noch der Preis ausschlaggebend“, sagt Christian Kummer, Leiter der Versuchsanstalt für Getreideverarbeitung.