Wissen was drin ist

Im Projekt „NGS – Next Generation Sequencing“ entwickelt das ACR-Institut LVA eine neue DNA-Analysemethode, um Lebensmittelbestandteile rascher und genauer zu identifizieren.

„Welches Fleisch ist in meiner Wurst?“ „Welche getrockneten Blätter sind in meinem sehr teuren Tee?“ Oder „Ist mein Superfood wirklich so super?“ Das sind häufige und legitime Fragen, die sich Verbraucher_innen nicht nur nach großen Betrugsfällen wie dem Pferdefleischskandal 2013 stellen. Lebensmittelhersteller sind dazu verpflichtet, die Sicherheit ihrer Produkte zu gewährleisten und alle Inhaltsstoffe korrekt auszuweisen, doch das geschieht nicht immer in der nötigen Sorgfalt. Die Komplexität der Lebensmittelversorgungskette setzt der Rückverfolgbarkeit von Inhaltsstoffen mit den gängigen Analysewerkzeugen zudem vermehrt Grenzen.

Die NGS-Methode, Next Generation Sequencing, ermöglicht die simultane Identifizierung und Differenzierung tausender verschiedener Bestandteile in jeder Probe. Dabei können die DNA-Sequenzen jeweils nach Tierart, Pflanzenbestandteil oder Mikroorganismus in einer wesentlich verkürzten Zeitspanne mit umso erhöhter Genauigkeit erfasst werden. Auch Vorkenntnisse über die Lieferkette oder die zu suchenden Ziele sind nicht mehr erforderlich. Das heißt, es können auch Inhaltsstoffe identifiziert werden, nach denen man gar nicht gesucht hat.

a Forscherin führt eine DNA-Probe durch
b Hände einer Forscherin mit Pipette

Die Entwicklung einer genauen, sicheren und schnellen Analysemethode von Lebensmittelbestandteilen ermöglicht es heimischen KMU- Betrieben, die Qualität und Herkunft ihrer Produkte einwandfrei nachzuweisen und so einen Wettbewerbsvorteil zu generieren.

Alma Licina

Doch eine rasche Identifikation der Lebensmittelproben ist nur dann möglich, wenn man die DNA-Sequenzen zuordnen und vergleichen kann. Ein wesentlicher Bestandteil des Projektes ist daher der begleitende Aufbau einer Datenbank, die die artspezifischen DNA-Sequenzen mittels Barcodierung auflistet, sowie eines Workflows, der eine rasche Erkennung und Differenzierung erwarteter und unerwarteter Arten ermöglicht. Diese neu entwickelte DNA-Metabarcoding-Methode zur Arten-Identifizierung in verarbeiteten Lebensmitteln soll den Kontrolllaboratorien als leistungsfähiges Werkzeug zur Aufdeckung betrügerischer Praktiken in Bezug auf die Lebensmittelkennzeichnung dienen.

In einem weiteren Arbeitspaket zusammen mit dem Partnerinstitut IBO wird die Methode der DNA-Sequenzierung auch für die Untersuchung von Mikroorganismen in Innenräumen angewandt. Der Fokus in diesem Projekt liegt auf der Charakterisierung von Schimmelpilzen, wobei die Erweiterung der einmal etablierten Methode auch auf Bakterien und Viren angedacht ist.