Über 70 Betriebe und mehr als 6.000 Beschäftigte machen die Gießereiindustrie in Österreich zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig. Jedes Jahr beliefert sie viele Schlüsselbranchen, darunter den Bau-, Energie- und Automobilsektor, mit rund 270.000 Tonnen an Gussbauteilen. Immer stärker drängen allerdings auch internationale Konkurrenten auf den Markt. Sie profitieren von vergleichsweise kostengünstigen Produktionsbedingungen, während hierzulande die Umweltanforderungen weiter zunehmen. „Einerseits steigt der Druck, klimafreundlicher zu produzieren und CO₂-Emissionen zu senken, andererseits müssen unsere Betriebe höchste Qualität liefern und international wettbewerbsfähig bleiben“, bringt Tose Petkov, Projektleiter am ÖGI, das Spannungsfeld auf den Punkt.
Nachhaltige Transformation für Österreichs Gießereien
Zunehmend strenge Umweltauflagen und starke Konkurrenz aus dem Ausland setzen Österreichs Gießereien derzeit massiv unter Druck. Um eine nachhaltige Transformation in Gang zu setzen, arbeiten die ACR-Institute ÖGI und AEE INTEC im Projekt „GreenCastAudit“ an einer neuartigen Audit-Methodik, die umweltfreundliche Produktionsprozesse und Qualitätsstandards in Einklang bringt.
ACR-Institute
ÖGI – Österreichisches Gießerei-Institut (Lead)
AEE – Institut für Nachhaltige Technologien
Laufzeit
Mai 2025 bis April 2027
Förderung
ACR KMU-Projekte (BMWET)

Wie die Transformation hin zu einer nachhaltigeren Fertigung gelingen kann, untersuchen die ACR-Institute ÖGI und AEE INTEC im Projekt „GreenCastAudit“. Dabei könnten sich die Rahmenbedingungen kaum schwieriger gestalten: Die meisten Gießereiprozesse sind äußerst energie- und ressourcenintensiv, wobei viele Betriebe nach wie vor auf fossile Brennstoffe setzen. Nachhaltige Alternativen wie die Elektrifizierung entsprechen zwar dem Stand der Technik, erfordern aber weitreichende Umstellungen, die sich mitunter negativ auf die Produkteigenschaften auswirken. Mangels fundierter Daten und Monitoring-Methoden gibt es letztlich gerade für kleine und mittelständische Unternehmen kaum standardisierte Möglichkeiten, um CO2-Emissionen systematisch zu reduzieren.
„Einerseits steigt der Druck, klimafreundlicher zu produzieren und CO₂-Emissionen zu senken, andererseits müssen unsere Betriebe höchste Qualität liefern und international wettbewerbsfähig bleiben.“


Abhilfe schaffen möchten die Forscher*innen mit einer neuartigen Audit-Methodik, die Dekarbonisierung und Qualitätsstandards vereint. „Sie unterstützt Gießereien dabei, ihre Prozesse ganzheitlich zu betrachten und nachhaltiger zu gestalten“, so Tose Petkov. Damit wird es in Zukunft möglich, den Energieverbrauch, Emissionen und Verfahrensparameter über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg systematisch zu bewerten und zu optimieren. Während bisherige Ansätze vor allem auf spezifische Technologien bzw. einzelne Prozessschritte abzielten, setzen die ACR-Institute erstmals auf eine ganzheitliche Herangehensweise, die insbesondere auch relevante Materialeigenschaften und die Wirtschaftlichkeit berücksichtigt. Die größten Einsparungspotenziale versprechen sich die Forscher*innen dabei durch elektrische Schmelzaggregate anstelle der konventionellen koks- bzw. erdgasbefeuerten Öfen.
Am Ende des Projekts soll Österreichs Gießereien ein Maßnahmenkatalog mit praxiserprobten Empfehlungen für eine energie- und ressourcenschonende Produktion zur Verfügung stehen. Zusätzliche Hilfestellungen versprechen maßgeschneiderte Schulungs- und Beratungsleistungen der beteiligten ACR-Institute. So stärkt „GreenCastAudit“ die globale Marktposition der heimischen Gießereibetriebe im Einklang mit bestehenden Klima- und Umweltzielen. Zugleich könnte die Umstellung auf innovative elektrische Technologien den Weg für einen weitreichenden Digitalisierungs- und Modernisierungsschub in einer Branche ebnen, die derzeit an einem entscheidenden Wendepunkt steht.