Falschen Versprechen auf der Spur

Während immer mehr Menschen auf Nahrungsergänzungsmittel vertrauen, sind online auch unseriöse Produkte im Umlauf. Durch „Safe-NEM“ wollen die ACR-Institute ÖIAT, LVA und KMFA systematisch falsche Versprechen aufdecken.

Jede/r dritte Österreicher/in konsumiert sie regelmäßig, an gesundheitliche Risiken denkt dabei kaum jemand. Nahrungsergänzungsmittel erfreuen sich zunehmender Beliebtheit und werden gerne online erworben. Doch auch hier gibt es Betrug, falsche Versprechen und teilweise sind gefährliche Produkte im Umlauf. Unübersichtliche und komplexe Vertriebswege stellen die Marktaufsicht vor nie dagewesene Herausforderungen.

Eine europaweit koordinierte Kontrolle von online angebotenen Lebensmitteln zeigte, dass rund 30% der am Markt erhältlichen Produkte nicht halten können, was sie versprechen. Auch die Watchlist Internet, Informationsstelle des ÖIAT zu Internetbetrug, erhält regelmäßig Beschwerden zu Nahrungsergänzungsmitteln. Die Probleme reichen von bestellten, aber nicht erhaltenen Produkten bis hin zu irreführenden Informationen und dem Verkauf gefährlicher Produkte.

Zwei Smartphones

Wenn unseriöse oder kriminelle Akteur*innen Wundermittel mit falschen Versprechen verkaufen, wird dabei oft die Verzweiflung von Menschen mit chronischen und/oder schweren Krankheiten ausgenutzt. Auch Engpässe wie jene der Abnehmmittel Wegovy, Ozempic & Co. werden als Chance gesehen, um eigene Produkte zu vermarkten – oft über Social Media, um möglichst viele Käufer*innen zu erreichen. Für die ACR-Institute ÖIAT, LVA und KMFA war das ein klarer Fall für ein Forschungsprojekt, das Wissen und Tools für eine gezielte Präventionsarbeit einsetzt. Im Forschungsprojekt „Safe-NEM“ analysiert das interdisziplinäre Forscher*innen-Team daher erstmals das Marktgeschehen rund um den digitalen Vertrieb von Nahrungsergänzungsmitteln.

„Wir wollen nicht nur einen Einblick in das Marktgeschehen erhalten, sondern umfassendes Know-How zu den Akteuren und zu den Websites aufbauen und gleichzeitig Verdachtsfälle und die aktuelle Judikatur rechtlich auswerten. Ziel ist es, darauf aufbauend Unternehmen zu unterstützen und Konsument:innen vor Betrug zu schützen.“

Louise Beltzung, Projektleiterin am ÖIAT

Im Projekt soll ein Alert System für die ÖIAT-Initiative Watchlist Internet entwickelt werden, das kostenfrei als Open Source zur Verfügung steht. „Alertify“ wird auf Basis einer Risikomatrix in der Lage sein, online beworbene Nahrungsergänzungsmittel hinsichtlich unlauterer Versprechen semiautomatisiert zu detektieren. Neben Investigativ-Recherchen zu digitalen Vertriebswegen werden die Forscher*innen im Projekt auch an neuen Methoden für Laboranalysen arbeiten.

Mit ihrem Vorhaben betreten die beteiligten ACR-Institute in mehrfacher Hinsicht Neuland, ließ doch eine systematische Analyse des komplexen digitalen Marktgeschehens bisher gänzlich auf sich warten. Durch die eigens entwickelte Risikomatrix wird es möglich, Verstöße gezielt sichtbar zu machen. Eine derartige Einschränkung von Verdachtsfällen ist insbesondere auch für weiterführende Laboranalysen unverzichtbar. Der Kompetenzaufbau im Bereich der Vitaminanalytik bedeutet österreichweit ein Novum, das klare Wettbewerbsvorteile für seriöse Hersteller verspricht.