Lieferketten ohne Lücken

Lieferkettenprobleme häufen sich gerade in Krisenzeiten und stellen betroffene Unternehmen vor massive Herausforderungen. Das Projekt „MaCSus“ der ACR-Institute V-Research, ÖGI, OeIV, IWI und VÖZ zielt auf Vorsorge statt Schadensbegrenzung ab. Denn ein Prognosemodell soll es Unternehmen zukünftig ermöglichen, drohende Versorgungsrisken frühzeitig abzusehen.

Lücken in der Lieferkette können drastische Folgen haben. Das hat nicht zuletzt die Corona-Pandemie einmal mehr verdeutlicht. Schließlich sind Unternehmen nur dann in der Lage, ihre Kapazitäten auszuschöpfen, wenn eine kontinuierliche Materialversorgung sichergestellt ist. Und doch gibt es für Hersteller bisher keine adäquate Methode, das Versorgungsrisiko bestimmter Rohstoffe im Licht ihrer wirtschaftlichen Bedeutung zu beurteilen. Im Forschungsprojekt „MaCSus“ greifen die ACR-Institute V-Research, ÖGI, OeIV, IWI und VÖZ das Thema wissenschaftlich auf und verfolgen dabei einen stark interdisziplinären Ansatz.

Außer Frage steht, dass der Einsatz eines jeden Materials mit einem gewissen Risiko verbunden ist, das – gerade, wenn man auch Fragen der Rentabilität berücksichtigt – von zahlreichen Einflussfaktoren abhängt. Dazu zählen Umweltauswirkungen etwa genauso wie die geopolitische Situation. Sind die Wahrscheinlichkeiten für das Eintreten bestimmter Faktoren bekannt, kann daraus das Materialrisiko errechnet werden. So lautet zumindest die Theorie. In der Praxis gibt es derzeit aber weder eine definierte Methode noch einen einheitlichen Kriterienkatalog, um die Kritikalität verschiedener Ressourcen zu beurteilen.

„Unsere Vision ist es, Industriepartner dabei zu unterstützen, die mit bestimmten Materialien verbundenen Risiken zu mindern oder ganz abzuschaffen. Dies wird die Branche auf natürliche Weise in Richtung nachhaltigerer Materialien und Praktiken lenken.“

Thomas Wright, Projektleiter bei V-Research
Forscher vor einem Bildschirm

Ziel des Projekts „MaCSus“ ist es daher, ein valides Prognosemodell zu entwickeln, das es Unternehmen ermöglicht, jene Rohstoffe in ihrer Produktion zu identifizieren, die von entscheidender Bedeutung für den Herstellungsprozess sind und zugleich ein besonders hohes Materialrisiko aufweisen. Gelingen soll das über einen mehrstufigen Prozess, in dem zunächst die wichtigsten Risikotreiber definiert werden. Um sie mit Wahrscheinlichkeiten verknüpfen sie können, sind effiziente Methoden zur Datengewinnung gefragt und auch hier müssen die Forscher*innen erst einmal Pionierarbeit leisten. Sind die ersten beiden Hürden genommen, kann ein erster Prototyp entwickelt werden, mit dem sich die Versorgungssicherheit für verschiedene Materialien vorhersagen lässt.

Wie komplex die Materie ist, hat bereits eine Fallstudie im Vorfeld gezeigt. Umso wichtiger war es den Entwickler*innen, verschiedene Branchen frühzeitig in das Projekt einzubeziehen. Vier Fallstudien – in den Bereichen Papier, Textil, Zement und Seltenen Erden – werden zeigen, was das prototypische Modell zu leisten vermag und Optimierungspotenziale offenbaren. Für Unternehmen verspricht „MaCSus“ in mehrfacher Hinsicht klare Wettbewerbsvorteile, wobei sich gerade für KMU neue Möglichkeiten auftun. So können risikobehaftete Materialien zukünftig bereits in der Designphase berücksichtigt werden. Positive Auswirkungen sind auch mit Blick auf den Ressourcen- und Energieverbrauch zu erwarten, schneiden umweltfreundliche Materialien in der Bewertung doch deutlich besser ab. „MaCSus“ ebnet den Weg für lückenlose und nachhaltige Lieferketten, die selbst in Krisenzeiten Bestand haben.