Am 21. November 2024 feierte das ACR-Institut KMU Forschung Austria (KMFA) sein 70-jähriges Bestehen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die Leistungen und Herausforderungen kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU), die als Rückgrat der österreichischen Wirtschaft gelten. Unter dem Leitmotiv „Wettbewerbsfähigkeit von KMU vor den großen Herausforderungen der Transformation“ diskutierten Expert*innen, wie Innovation, Nachhaltigkeit und Resilienz gestärkt werden können. Dabei standen auch die zentralen Erkenntnisse des Draghi-Berichts zur Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union im Mittelpunkt. Im Rahmen einer spannenden Veranstaltung wurden unterschiedliche Perspektiven durch eine Reihe von Expert*innen präsentiert und in einer Paneldiskussion vertieft.
Gemeinsam für die Wettbewerbsfähigkeit von KMU
Am 21. November 2024 feierte die KMU Forschung Austria, Gründungsmitglied des ACR-Forschungsnetzwerks, ihr 70-jähriges Bestehen und blickte dabei auf sieben Jahrzehnte intensiver Forschung zur Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) zurück. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen zentrale Herausforderungen wie Digitalisierung, Dekarbonisierung und der Fachkräftemangel.
Nachdem Prof. Dr. Herbert Neubauer einleitend auf die historische Entwicklung des Instituts einging, eröffnete Thomas Oberholzner, Institutsleiter der KMFA, den Abend mit einem Rückblick auf sieben Jahrzehnte erfolgreicher Forschung. „Unsere Aufgabe war und ist es, die spezifischen Anforderungen der KMU zu verstehen und sie wissenschaftlich fundiert zu unterstützen“, so Oberholzner. Dabei betonte er die immense Bedeutung der KMU für die österreichische Wirtschaft: Mehr als 99 % aller Unternehmen, zwei Drittel der Arbeitsplätze und knapp 60 % der Wertschöpfung entfallen auf diese Unternehmensgruppe. Die Forschung, so Oberholzner, habe in den letzten Jahrzehnten wesentlich zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für KMU beigetragen.
Mit Blick auf die Zukunft skizzierte der Institutsleiter drei zentrale Handlungsfelder:
- Transformation durch Digitalisierung und Dekarbonisierung: Diese globalen Herausforderungen sind laut Oberholzner auch Chancen für KMU. „Die Dekarbonisierung muss nicht importiert werden, sondern kann Wachstum und Innovation im eigenen Land fördern“, erklärte er in Anlehnung an den Draghi-Bericht. Beispiele hierfür seien die Entwicklung neuer Materialien, zirkuläre Geschäftsmodelle und die Schaffung nachhaltiger Wertschöpfungsketten.
- Fachkräftemangel und demografischer Wandel: Oberholzner wies darauf hin, dass KMU überproportional vom Fachkräftemangel betroffen sind. Der Aufbau neuer Kompetenzen – insbesondere im Bereich digitaler und nachhaltiger Technologien – sei entscheidend. Gleichzeitig müsse die Gestaltung der Arbeitsmärkte stärker an den Bedürfnissen der KMU ausgerichtet werden.
- Internationale Vernetzung und Innovation: Oberholzner betonte, dass die KMU Forschung Austria in internationalen Projekten aktiv ist, um europäische KMU in Bereichen wie der Innovationsförderung und der Finanzierung zu unterstützen. „Wir sehen unsere Rolle als Brückenbauer zwischen Forschung, Politik und Unternehmen – in Österreich und darüber hinaus“, so Oberholzner.
Der Schweizer KMU-Experte der Hochschule St. Gallen, Prof. Dr. Urs Fueglistaller unterstrich in seinem Vortrag insbesondere die Einzigartigkeit von KMU. „KMU sind nicht nur das Rückgrat, sondern das Herz der Wirtschaft“, sagte er. Fueglistaller wies darauf hin, dass sich KMU oft durch Kundennähe, Flexibilität und Innovationskraft auszeichnen. Diese Eigenschaften seien entscheidend, um die Herausforderungen der Globalisierung und Digitalisierung zu bewältigen.
Forschung als Schlüssel für die Zukunft
Die Veranstaltung griff auch zentrale Themen des Draghi-Berichts zur Wettbewerbsfähigkeit der EU auf. Dieser fordert eine verstärkte Innovationsförderung, eine klare Strategie für die Dekarbonisierung und die Reduktion von Abhängigkeiten in kritischen Bereichen. Oberholzner und Fueglistaller waren sich einig, dass österreichische KMU von diesen Maßnahmen profitieren können, wenn die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen entsprechend gestaltet werden.
Die Paneldiskussion mit Expert:innen aus verschiedenen Disziplinen verstärkte diesen Ansatz. Dr. Margit Noll von der FFG betonte, dass Österreichs KMU ihre Innovationskraft durch verstärkte internationale Kooperationen ausbauen sollten. Mag. Philipp Gaggl von PwC forderte einen intensiveren Blick auf ESG-Kriterien, um Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit zu verbinden. Dr. Johannes Kopf vom AMS Österreich betonte die Bedeutung von Weiterbildungsinitiativen, um den Fachkräftemangel zu schließen und KMU für die Zukunft zu rüsten. Prof. Dr. Reinhard Prügl, Leiter des Instituts für Familienunternehmen an der WU Wien, beleuchtete die besonderen Herausforderungen und Chancen für Familienunternehmen in Österreich, die eine wichtige Rolle in der KMU-Landschaft spielen.
Die 70-Jahr-Feier hat gezeigt, dass KMU vor großen Herausforderungen stehen, aber auch einzigartige Chancen haben. Die KMU Forschung Austria wird weiterhin daran arbeiten, diese Potenziale wissenschaftlich zu erschließen und die Wettbewerbsfähigkeit der KMU zu fördern. „Wir sind überzeugt, dass KMU in einer sich verändernden Welt nicht nur überleben, sondern erfolgreich sein können“, so Oberholzner abschließend.